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Kabarett: "Eva go home"

Die Kabarettistin Désirée Nick antwortet auf Eva Hermans umstrittene Thesen mit einer Streitschrift. Herman hatte die Emanzipation für den Kindermangel in Deutschland verantwortlich gemacht.

Berlin - "Alles muss man selber machen", seufzt Désirée Nick. Seit im vergangenen Sommer Eva Hermans vieldiskutiertes Buch "Das Eva-Prinzip" erschienen sei, habe die Berliner Entertainerin auf eine umfassende Kritik dieser Thesen gewartet. "Aber keine Alice Schwarzer, keine Familienministerin und kein Mann hat sich erbarmt, die Kohlen aus dem Feuer zu holen." Kurzerhand will sich Désirée Nick deshalb "zwischen Plätzchenbacken und Christbaumschmücken" selbst ans Werk gemacht haben. Das 170-seitige Ergebnis stellte sie der Öffentlichkeit vor. Der Titel "Eva go home" ist zugleich Kampfansage, und Nicks Argumente sind nicht unbedingt überraschend, dafür aber recht unterhaltsam. "Ich habe natürlich ein bisschen Satire ins Süppchen getan", gesteht die Kabarettistin und ehemalige Religionslehrerin. "Ich kann meinen Humor eben nicht verbergen. Das ist mir auch schon früher beim Religionsunterricht nicht gelungen. Deshalb bin ich ja auch aus dem Job herausgeflogen."

Mangelnde Qualifikation als "Hobbysoziologin"

In der Tat hat Nick ihre Hausaufgaben gemacht und den Bestseller der ehemaligen Nachrichtensprecherin und TV-Moderatorin Eva Herman ("Herman & Tietjen") nach Bonmots durchforstet und die Thesen gebündelt, um sie fein säuberlich der Reihe nach zu widerlegen - mal mit Zahlen und Fakten, mal mit ironischen Spitzen. Ihr Ergebnis: "Das ist kein Buch, das ist eine Kette von Falschmeldungen." Und das sei schließlich nicht sehr überraschend bei Eva Hermans mangelnder Qualifikation als "Hobbysoziologin": "Ich gehe ja auch nicht in eine Kfz-Werkstatt und schleiche um ein Auto herum und mache Vorschläge zur Reparatur."

"Missionarin der Mütterlichkeit", "Kalenderblattphilosophin" und "Teilzeithobbywissenschaftlerin" sind nur einige der etwas bemüht witzigen Bezeichnungen, die Désirée Nick in ihrem Buch für die Autorenkollegin eingefallen sind. Auf ihrer Pressekonferenz jedoch wird der Ton der alleinerziehenden 46-Jährigen allerdings schärfer. Hermans Werk propagiere nicht nur die Unmündigkeit der Frau, es stecke voller rassistischer und volksverhetzender Parolen: Ostdeutsche würden als seelische Krippenkrüppel diskriminiert, Alleinerziehende pauschal als selbstmordgefährdet und depressiv bezeichnet. Berufstätige Frauen seien hormongeschädigt, der Droge Arbeit verfallen und würden für die Massenarbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Schwulen und Lesben wolle Herman, wie auch allen Frauenrechtlerinnen, am liebsten einen Maulkorb verpassen.

Herman würde sich offenem Disput kaum stellen

Einmal in Fahrt gekommen, lässt Désirée Nick Dampf ab und gibt nunmehr die Sprecherin der schweigenden Mehrheit in Deutschland. Angst vor einer Klage von Eva Herman habe sie keineswegs. "Da könnten ja auch alle Alleinerziehenden, Ostdeutschen und Homosexuellen eine Sammelklage gegen Eva Herman einreichen." "Irrsinnig gerne" möchte sich Désirée Nick in einem offenen Disput mit der Verfasserin des "Eva-Prinzips" streiten. Große Hoffnung auf ein solches Zusammentreffen aber hat sie nicht: "Ich glaube kaum, dass Eva Herman sich dem stellen wird." (tso/ddp)

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