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Kultur: Käpt’n Albers

Unzählige Schlager- und Filmtitel huldigten ihm einst, pubertierende Mädchen träumten von ihm – doch ach, seit Freddy Quinn ist es still geworden um die weite Welt der Matrosen. Gereist wird heute längst mit dem Flugzeug, manchen reicht auch das Internet.

Unzählige Schlager- und Filmtitel huldigten ihm einst, pubertierende Mädchen träumten von ihm – doch ach, seit Freddy Quinn ist es still geworden um die weite Welt der Matrosen. Gereist wird heute längst mit dem Flugzeug, manchen reicht auch das Internet. Wie schön, dass sich nun die Reihe „Leinen los!“ im Zeughauskino des verblichenen Ruhms der Matrosen annimmt. Der bekannteste Schlager zum Thema, „Das ist die Liebe der Matrosen“, wurde 1931 von Werner Richard Heymann komponiert und brachte Schwung in den UFA-Film Bomben auf Monte Carlo , in dem der Kapitän Hans Albers zu drastischen Mitteln greift, um den Lohn für sich und seine Mannschaft einzufordern: Er droht mit Terror (Freitag und Sonntag). Natürlich rief die deutschnationale Ufa nicht ernsthaft zur Revolution auf; die Handlung spielt in einem Operettenstaat. Zur Mannschaft gehört neben Heinz Rühmann auch Peter Lorre, diesmal nicht als Psychopath, sondern liebenswert komisch.

Da hatten es die Beteiligten des Kieler Matrosenaufstands von 1918 schwerer: Kein Käpt’n Albers stand für ihre Rechte ein. Zum 40. Jahrestag der Novemberrevolution präsentierte die Defa Das Lied der Matrosen , Regie führte der heute 95-jährige Kurt Maetzig (Sonnabend). Die Besatzung, darunter Hilmar Thate und Ekkehard Schall, solidarisiert sich mit russischen Kameraden. Solche Gedanken liegen Horst Buchholz und Mario Adorf fern, deren Arbeitsplatz Das Totenschiff heißt. Wer hier anheuert, kämpft nur noch für sich selbst (Sonntag). Georg Tressler adaptierte 1959 den Roman von B. Traven als radikale Absage an jegliche Matrosenromantik. Selbst die wenigen Frauen spenden keinen Trost, sie gehen den armen Jungs nur an die Brieftasche.

Eine gute Partie waren US-Soldaten im zerbombten Nachkriegsdeutschland. Es kam zu ernsthaften Liebesbeziehungen, aber auch zu Ausbeutungsverhältnissen. Die Filmwissenschaftlerin Annette Brauerhoch stellt am Freitag im Arsenal ihr Buch „Fräuleins und GI’s“ vor, dazu läuft ein unbekanntes Werk von Samuel Fuller, das von den Schattenseiten der „Fraternisierung“ handelt: Das krude Drama Verboten! , 1959 völlig untergegangen, erzählt von der gefürchteten, in ihrer Bedeutung damals allerdings überschätzten neonazistischen Werwolf-Organisation.

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