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Merken. „Höre auf deinen Herrn und gehorche ihm“, sagt Mohammed.

©  NHRC Qatar

Kalligrafie aus Katar im Hotel Adlon: Koran und Menschenrecht

Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Dieser Frage geht eine Schau des Emirats Katar im Hotel Adlon nach. Mit kalligrafischen Gemälden, die religiöse Zitate und völkerrechtliche Bestimmungen zusammenführen.

Die Worte von Religionsstiftern sind auslegbar, und über heiligen Texten zerbrechen sich Generationen um Generationen die Köpfe. Universal mag die Bedeutung von Texten sein; zeit- und ortsbezogen jedoch ist ihre Interpretation.

So mutet es durchaus gewagt an, einzelne Stellen aus dem Koran sowie Äußerungen Mohammeds mit Sätzen aus der UN-Menschenrechtskonvention zusammenzubinden. Katar, das Emirat am Persischen Golf, das sich mit seinen kulturellen wie sportpolitischen Aktivitäten in den Fokus der internationalen Aufmerksamkeit geschoben hat – und allem, was an negativen Begleitumständen moniert wird –, unternimmt dieses Wagnis: In einer Serie kalligrafischer Gemälde werden religiöse Zitate mit völkerrechtlichen Bestimmungen zusammengeführt.

Für kurze drei Tage sind diese Gemälde, die unter anderem am UN-Standort Genf zu sehen waren, im Berliner Hotel Adlon ausgestellt. Am Dienstag wurden sie mit feierlichen Reden vorgestellt. So betonte der katarische Botschafter, Saoud bin Abdulrahman Al Thani aus der alles beherrschenden First Family, dass die Ausstellung „Ähnlichkeiten zwischen dem Islam und den Menschenrechtskonventionen aufzeigt und Gemeinsamkeiten von Religionen, Zivilisationen und Kulturen hervorhebt“. Ziel sei „die Ablehnung aller Formen des Extremismus und des Missbrauchs von Religionen“.

Katar stellt sich mit dieser Veranstaltung bewusst ins Rampenlicht

Dagegen ist gewiss nichts einzuwenden; auch wenn man als hiesiger Besucher gegenüber einer solche Staatskunstveranstaltung eher skeptisch ist. Was die höchst verschiedenartig komponierten 53 Schrift-Bilder von der Hand eines einzelnen Künstlers, des Kalligrafen Sabah Al-Arbilli, anbetrifft, so stehen sie naturgemäß in der Tradition der zu äußerster Verfeinerung getriebenen Kalligrafie in den islamischen Kulturen, auf die sich auch – um nur ein Beispiel anzuführen – die iranische, im Westen lebende Künstlerin Shirin Neshat bezieht. Der am Institut für Islamische Theologie der Uni Osnabrück tätige Martin Kellner wies in seiner Festrede auf den Doppelcharakter der arabischen Schrift hin, sowohl Träger von Information zu sein wie auch „auf etwas Unausgesprochenes“ hinzuweisen, „und dieses Transzendente ist schön“.

Schön gesagt – und hoffen wir, dass den so eifrig beschworenen Grundsätzen der Menschenrechtskonvention überall Geltung verschafft wird. Kulturaustausch zwischen Staaten vollzieht sich zuallererst in hergebrachten Formen der Repräsentation, und doch hat er, wie subkutan auch immer, Rückwirkungen auf das jeweilige Entsendeland. Katar wird nicht nur international beobachtet, es stellt sich mit einer solchen Veranstaltung wie in Berlin auch ganz bewusst ins Rampenlicht.

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