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Kultur: Kaltfront von der Weser

Bernhard Schulz sorgt sich um die Zukunft des Kulturstaatsministers

Bremen, das kleine, finanziell arg angeschlagene Bundesland, macht bundespolitisch nicht viel her. Nur gelegentlich sorgt es für Aufsehen. Die jüngste Bürgerschaftswahl ist so ein Fall: Sie zeitigt Ergebnisse, die auf Bundesebene Folgen haben könnten. Die soeben beschlossene rot-grüne Koalition an der Weser mag nicht weltbewegend sein, aber da sie bundesweit einzig dastehen wird und noch dazu Rot-Schwarz ablöst, geht von ihr aus, was man „Signalwirkung“ nennt.

Ein Signal jedenfalls dürfte der vernehmliche Unmut in der Bremer CDU sein. Er könnte sich schnell zum Scherbengericht für den seit 28 Jahren amtierenden Landesvorsitzenden Bernd Neumann auswachsen. Ihm wird die verheerende Niederlage der eigenen Partei angelastet. Derweil vergoldet der dienstälteste Landeschef überhaupt seinen politischen Herbst mit dem Amt des Kulturstaatsministers – der Erste auf diesem Posten, der eine Hausmacht in die Waagschale werfen konnte. Seine drei von der SPD nominierten Vorgänger waren von der Laune ihres Kanzlers abhängig, besaßen nicht einmal ein Bundestagsmandat, geschweige denn jene rückhaltlose Unterstützung, auf die der über Jahrzehnte eingewurzelte Neumann bislang vertrauen durfte. Geht ihm sein Bremer Vorsitz verloren, sieht die Sache freilich anders aus: Dann bleibt allein der kantige, in der Kultur nicht so recht heimische Macher, der seine bisherigen, stets das Finanzielle betreffenden Erfolge dem guten Draht zu Kanzlerin Merkel und seiner eigenen Bundestagsfraktion verdankt. Aber einem König ohne Land zerrinnt derlei Kapital schneller als Schnee in der Sonne.

So lautet nun einmal die politische Logik: einerseits Belohnung für den treuen Parteisoldaten, andererseits rascher Abschied vom Verlierer. Denn die noch stets machtbewusste CDU wird die Auszeichnung, die den Bremer Kollegen durch die Berufung ihres Langzeit-Chefs zuteil wurde, nun womöglich einem zukunftsträchtigeren Politiker übertragen wollen. Leichter ist Neumanns Standing mit dem Bremer Wahldebakel jedenfalls nicht geworden. Die Kulturinstitutionen, zumal im von Neumann bundesgeldbeglückten Berlin, werden den ausbrechenden Grabenkampf mit Sorge beobachten.

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