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Kultur: Kampf gegen Terror: Geld und Gesten

Die arabischen Regierungen und die Türkei haben bisher immer davor gewarnt, die Militäreinsätze im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf arabische Staaten auszuweiten. Gedacht haben dabei alle an Irak.

Die arabischen Regierungen und die Türkei haben bisher immer davor gewarnt, die Militäreinsätze im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf arabische Staaten auszuweiten. Gedacht haben dabei alle an Irak. Seit US-Präsident George W. Bush vor drei Tagen Irak genau damit gedroht hat, falls das Regime die UN-Waffeninspektoren nicht wieder ins Land lässt, hat sich jedoch nur die syrische Regierung geäußert. Außenminister Faruq as-Shara hat eventuelle US-Angriffe auf ein arabisches Land am Dienstag als "tödlichen Fehler" bezeichnet. Die anderen Regierungen halten sich bisher zurück - es macht den Eindruck, als seien sie mittlerweile überzeugt davon, dass es zu einem Militärschlag gegen Irak kommen wird.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Die jordanische Tageszeitung "Jordan Times" hat am Dienstag in ihrem Leitartikel die irakische Führung geradezu angefleht, die Drohung Amerikas angesichts der veränderten Weltlage nach dem 11. September ernst zu nehmen. Bagdad solle sich nicht weiter hinter seiner Ablehnungspolitik verstecken, sondern "eine positive Kooperation mit den Vereinten Nationen anbieten und Waffeninspekteure ins Land lassen, auch ohne dass die irakische Forderung nach Aufhebung der Sanktionen erfüllt" wird. Das sei das "Mindeste", was Irak tun könnte, um die Kriegsgefahr abzuwenden.

Furcht vor Einnahmeverlusten

Noch im Sommer, während der letzten Verlängerung des "Oil-for-food"-Programms, hatte Jordanien die irakische Position unterstützt und die amerikanisch-britischen Vorschläge für "intelligente Sanktionen" strikt abgelehnt. Iraks Nachbarländer Jordanien, Syrien und die Türkei fürchteten große Einnahmeverluste, falls Iraks illegale Erdölexporte gestoppt würden.

Der Ton des "Jordan Times"-Leitartikels zeugt von der Panik, die in Jordanien herrscht: Nachdem sich König Abdallah bei der Terror-Bekämpfung so rückhaltlos wie kein anderer arabischer Herrscher auf die Seite der Vereinigten Staaten geschlagen hat, kann er nun angesichts einer möglichen terroristischen Bedrohung durch Irak - und sei sie noch so vage - schlecht einen Rückzieher machen. Gleichzeitig weiß er, dass die Menschen in den arabischen Ländern einen Militärschlag strikt ablehnen.

Ein größerer Militäreinsatz gegen Irak, dessen Bevölkerung seit elf Jahren unter den Sanktionen leidet, würde die Menschen mehr aufwühlen als der Krieg in Afghanistan. Irak ist ein arabisches Land, man teilt Sprache und Kultur. Außerdem hat sich Saddam Hussein durch jahrelange finanzielle und rhetorische Hilfe für die Palästinenser Sympathien in der Region erworben.

Die Türkei denkt neu nach

Doch auch die Geschäftsleute in Jordanien fürchten einen Krieg gegen Irak, beträgt das Volumen des jährlichen Handels mit Irak doch immerhin wieder 700 Millionen Dollar. Andererseits leiden alle Anrainerstaaten unter dem - wenn auch mittlerweile löchrigen - Sanktionsregime, das ihren legalen Handel mit Irak zum Erliegen brachte.

Wenn man ihnen nun im Falle von Militärangriffen das Ende der Sanktionen in Aussicht stellte und ihnen gleichzeitig durch Schuldenerlasse kräftig finanziell unter die Arme greifen würde, könnte der Widerstand der Regime und möglicherweise auch von Teilen der notleidenden Bevölkerung geringer werden. Die nicht-arabische Türkei hat am Mittwoch signalisiert, dass sie ihre bisherige ablehnende Haltung gegenüber einem neuen Militärschlag gegen den Irak überdenken könne. "Eine neue Situation benötigt eine neue Einschätzung", erklärte der türkische Verteidigungsminister Sabahattin Cakmakoglu.

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