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Kultur: Kampf um die Macht

JAZZ

Wynton Marsalis hatte es nicht leicht in letzter Zeit. Plattenfirma, Frauen, Kritiker – der 42-Jährige wurde von allen verlassen. Doch nun soll alles gut werden, schließlich ist die erste CD für seine neue Plattenfirma Blue Note eingespielt. Und wenn er mit seinem Septett auf der Bühne des Soultrane steht, lösen sich sowieso alle Vorbehalte auf. Gleichgültig, wie oft man die Vorwürfe wiederholt, er definiere den Jazz zu engstirnig, verhindere die musikalische Weiterentwicklung und monopolisiere die öffentliche Darstellung der Musik – wenn er seine mattgoldene Spezialtrompete ansetzt und die ersten Töne des Abends für sich reserviert, wenn er dabei extra am Mikrofon vorbeispielt, damit man seinen kräftigen, dunkeln Ton unverfälscht hört, ist sofort klar: Dies hier ist Maestro Marsalis. Weil er immer ein bisschen mehr spielt als nur Töne.

Klar, er zaubert virtuos, wie im unfassbar schnellen Charlie Parker-Klassiker „Donna Lee“. Oder er schlürft am Blues, genüsslich und lasziv. Doch die Macht spricht aus seinen Insignien: seinem schwerfälligen Körper, der über die Jahre zur Festung geworden ist, und aus seiner Sprache, die ernst und feierlich klingt und die das Publikum trotzdem zum Lachen bringt. Eine Gratwanderung zwischen Stolz und Überheblichkeit, Selbstbewusstsein und Egozentrik. Jahre lang hat er darum gekämpft, dass der Jazz als Kunst anerkannt wird. Im Soultrane wird klar, dass er damit unter der Hand etwas viel Wertvolleres erreicht hat: Seine Musik wird verstanden. Und das gerade weil er der Pluralisierung des Jazz ein Ende bereitet hat und seine Musik an die Fixpunkte von Swing und Blues bindet.

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