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Kultur: Karajan remixed

Aus den Tiefen der Archive: Wie DJs Klassikhits clubtauglich machen

Die meisten Menschen mögen entweder Hunde oder Katzen. Ähnlich verhält es sich immer noch mit Pop und Klassik. Was kommt dabei heraus, wenn man sie kreuzt – eine Katze, die zur Begrüßung fröhlich mit dem Schwanz wedelt? Ein gestiefelter Pudel, der laut den Vollmond anmiaut?

Andererseits kann man nie wissen, was dem Publikum gefällt. Man hat schon Pferde Rollschuh laufen sehen. Die Deutsche Grammophon jedenfalls sucht Anschluss an die Popmusik und hat nun mit „Recomposed“ (Universal) ein neues Crossover-Projekt gestartet, bei dem Musiker aus der Clubszene Klassik- Kronjuwelen aus den Tiefen der Grammophon-Archive zu einem szenetauglichen Remix umbauen sollen: Bedrich Smetanas „Die Moldau“, Peter Tschaikowskys „Schwanensee“, Antonin Dvoraks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, Franz Schuberts „Unvollendete“, Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, Richard Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ sowie weitere Mega- Hits, allesamt eingespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan selig.

Den Anfang dieser extraordinären Remix-Serie macht Matthias Arfmann, der früher mit den „Kastrierten Philosphen“ düsteren Sixties-Rock im Stil der Velvet Underground spielte, dann mit seinem „Turtle Bay Country Club“ die Tiefen des Dub-Reggae absuchte und dabei vollends die Orientierung verloren zu haben scheint.

Arfmann schneidet alles weg, was an den Originalen interessant sein könnte – und fügt nichts von Bedeutung hinzu. Statt dessen werden winzige Schnipsel der bekannten Melodien mit einem windelweichen Reggae-Groove, Gniedel- Rock-Gitarren und dem Gesang der afrikanischen Popsängerin Onejiru zum Friede-Freude-Eierkuchen-Mix verrührt. Klassik als Gewürz.

Für die zweite „Recomposed“-Folge hat die Deutsche Grammophon den finnischen Space-Pop-Entertainer Jimi Tenor verpflichtet. Das könnte dann wenigstens ein bisschen lustig werden. Wirklich spannend wird es aber nur, wenn die Plattenfirma einen radikalen Schritt wagt. Wie wäre es zum Beispiel mit jemanden wie Aphex Twin, der schon so manches süße Säuselstück zu einem böse zischelnden Soundmonster umgekrempelt hat?

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