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Kultur: Kasse und Macht

beobachtet Überlebenskämpfe im Kino Fleißige Tagesspiegel–Leser wissen, dass das Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz in ernster Bedrängnis ist. Entscheidungen dürften dieser Tage fallen.

beobachtet Überlebenskämpfe im Kino Fleißige Tagesspiegel–Leser wissen, dass das Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz in ernster Bedrängnis ist. Entscheidungen dürften dieser Tage fallen. Im Hintergrund aber steht ein Problem, das sich nicht auf das Babylon beschränkt: Vielerorts haben die reinen Betriebskosten ein so horrendes Niveau erreicht, dass von den Fördergeldern für den Betrieb selbst kaum noch etwas übrig bleibt. Auch bei der Jüdischen Gemeinde sind es die hohen Fixkosten, die zuletzt gefährlich am Etat für das Jewish Film Festival nagten. Jetzt scheint die Sache zumindest für 2005 weitgehend gesichert. Das Arsenal unterstützt das Festival mit einer kleinen Filmreihe, die sich einer scheinbar naiven Frage widmet: Was eigentlich macht einen Film zu einem „jüdischen Film“? Sicher: Bei Dani Levys Berlin-Komödie Alles auf Zucker! , die als Benefizveranstaltung für das Jewish Film Festival in einer Preview am Sonntagmittag zu sehen ist, stellt sich die Frage nicht ernsthaft, schließlich dreht sich die Chose um einen ossiprolldeutsch-wessijüdischen Culture Clash. Neugieriger macht das jüdische Etikett auf Niki Caros Maori-Märchen Whale Rider. Letztes Jahr kam die Geschichte um die aufmüpfige Häuptlingstochter ins Kino, der es unter Aufbietung aller spirituellen Kräfte gelingt, ihre Macht gegen die der patriarchalen Tradition zu setzen. Der Islam ist eben nicht die einzige Religion, die männliches Autoritätsgehabe unterstützt. Über die Rolle des Judentums in diesem Kontext kann mit der Rabbinerin Bea Wyler räsonniert werden, die auch einen einführenden Vortrag hält (Sonntag abend).

Eine Reihe mit DEFA-Frauenporträts geht heute mit Heiner Carows Bis dass der Tod euch scheidet im Kino in der Brotfabrik zu Ende. Auch hier Geschlechterkämpfe bis aufs Blut: Der 1979 gedrehte Film ist ein konfrontatives Porträt einer Ehe, die am Unverständnis für weibliches Selbstverwirklichungsbegehren scheitert. Während die zerbrechliche Katrin Saß ihre Konflikte eher verdruckst ausagieren muss, darf Charlotte Rampling in Jacques Derays Mörderischer Engel zur Mitte der coolen West-Achtziger noch einmal mit Lust die Femme Fatale auferstehen lassen. Michel Serrault ist der solch weiblicher Größe angemessene Kommissar (Filmkunst 66, bis Samstag im Spätprogramm).

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