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Ekstatisch. Keith Emerson während eines Auftritts der mit seiner Band "Emerson, Lake & Palmer" 1974 in London.

© Steinbrücker/dpa

Keith Emerson ist tot: Der Virtuose

Er war ein Held des Progrock und galt als der "Hendrix der Hammondorgel". Jetzt ist Rock-Keyboarder Keith Emerson gestorben.

Als die Swingin’ Sixties endeten, reichte im Rock ’n’ Roll bloßer Enthusiasmus nicht mehr aus. Gefragt war Virtuosentum. Die Musik musste jetzt progressiv sein, die Gitarren- und Schlagzeugsoli wurden lang und länger, es begann die Ära der sogenannten Supergroups. Gute Musiker, die schon in erfolgreichen Bands gespielt hatten, würden – so hofften die Plattenlabels – in Kombination mit anderen Stars noch besser werden: super eben. Eine der bekanntesten Formationen dieser Art war Emerson, Lake & Palmer (ELP), zu der sich 1970 der vormalige The-Nice-Keyboarder Keith Emerson, King-Crimson-Bassist Greg Lake und Schlagzeuger Carl Palmer von Atomic Rooster zusammenfanden. Eigentlich sollte auch Jimi Hendrix dabei sein, der allerdings kurz vor der Gründung an einer Überdosis Rauschgift starb. In den Medien kursierte bereits ein Arbeitstitel für die Super-Supergroup: HELP.

Tastengott. Auch wenn er hier am Flügel sitzt, wurde Keith Emerson vom britischen „Guardian“ als „Hendrix der Hammondorgel“ gefeiert.
Tastengott. Auch wenn er hier am Flügel sitzt, wurde Keith Emerson vom britischen „Guardian“ als „Hendrix der Hammondorgel“ gefeiert.

© Frank Rumpenhorst/dpa

„Wir wurden von Anfang an verrissen“, klagte Emerson später. Schon das unbetitelte Debütalbum protzte geradezu mit der Kunstfertigkeit des Trios. Es enthielt Bearbeitungen von Bartók, Janácek und Bach und verlor sich in Piano- und Orgelschleifen, bevor es in die von berückenden Harmoniegesängen getragene Folkrockballade „Lucky Man“ mündete, einen der größten Hits der Bands. Als ELP beim Isle-of-Wight-Festival Mussorgskis Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ mit Moog-Synthesizer, Hammond-Orgel, Bass und Schlagzeug interpretierten und dabei auch originale Kanonenschüsse einsetzten, schimpfte der BBC-DJ John Peel: „Was für eine Verschwendung von Talent und Strom.“

Mit dem Mitschnitt der Aufführung sollten ganze Generationen von Gymnasiasten im Musikunterricht traktiert werden. „Wir hatten die Kanonen auf einer Wiese in der Nähe des Flughafens Heathrow getestet“, erzählte Emerson 2002 in einem Interview. „Heute würden wir dafür als Terroristen verhaftet.“ Emerson, Lake & Palmer, die acht Alben veröffentlichten und 1998 endgültig auseinandergingen, gehören zu den kommerziell erfolgreichsten Formationen des Progrock. Aber ihre blutleeren, mit der Meisterschaft klassischer Musiker wetteifernden Aufnahmen lieferten der Punkbewegung auch ein perfektes Feindbild. Keith Emerson, vom „Guardian“ als „Hendrix der Hammondorgel“ gefeiert, wurde in der Nacht zu Freitag tot in seinem Haus bei Los Angeles gefunden. Der 71-Jährige soll sich erschossen haben.

Die Nachricht von Emersons Tod wurde auch über Twitter verbreitet:

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