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Kultur: Kellerkind

Jessica Stockholder bei Thomas Schulte

Giftgrüne Schüsseln baumeln über schwarzen Plastikteilen, darunter liegt eine Tischplatte provisorisch auf breiten, dunklen Kunststoffbeinen. Eine Lampe erhellt die Szenerie: Ihr rotes Stromkabel windet sich durch das Chaos der akkumulierten Formen und wird selbst Teil jener Plastik, die aus dem Hobbykeller in die Galerie Thomas Schulte gekrochen zu sein scheint.

Wäre da nicht die fein austarierte, betörende Farbigkeit, man fände keinen Anfang, um in die abstrakte Zeichensprache von Jessica Stockholder einzusteigen. So aber leuchten die raumfüllenden Arrangements „Untitled (JS # 435)“ und „Untitled (JS #436)“ aus sich heraus und wirken wie gemalt – obgleich sie aus banalsten, gefundenen Materialien zusammengefügt sind.

Seit langem nummeriert Stockholder ihre plastischen Werke durch, für die Interpretation ist der Betrachter zuständig. Stoff liefert ihm die etablierte US-amerikanische Künstlerin allerdings genug, denn die Küchenschüsseln, bunten Becher, Zeltplanen und anderen Versatzstücke der Kunststoffindustrie sind ihm aus dem Alltag bestens vertraut. Fremd werden sie, weil Stockholder andere Parameter als den praktischen Nutzen anlegt: Hier zählen Form und Farbgebung, die Kombination zu turmhohen Assemblagen erfolgt nach assoziativen Kriterien.

Die richtige Perspektive gibt es für diese überbordenden Materialinszenierungen, die der amerikanischen Tradition eines Robert Rauschenberg oder John Chamberlain folgen und die Grenzen der Malerei zu überwinden suchen, nicht. Stattdessen kann man sie von allen Seiten anschauen und über die ästhetische Autonomie staunen, die der banale Werkstoff dank seiner plastischen Transformation gewinnt. Christiane Meixner

Galerie Thomas Schulte, Charlottenstr. 24; bis 1. September, Di-Sbd 12-18 Uhr.

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