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Kultur: Kinder, zur Sonne

Wenn Polens Filmregisseure wieder einmal über die Verteilung der dünnen Fördermittel auf sechzehn bis achtzehn Filme pro Jahr streiten, kann sich Juliusz Machulski zurücklehnen.Er benötigt keine Subventionen, er genießt das Vertrauen der Banken.

Wenn Polens Filmregisseure wieder einmal über die Verteilung der dünnen Fördermittel auf sechzehn bis achtzehn Filme pro Jahr streiten, kann sich Juliusz Machulski zurücklehnen.Er benötigt keine Subventionen, er genießt das Vertrauen der Banken.Schon "Sexmission" und "Girl Guide", zwei seiner fünf Produktionen, gaben dem Publikum, was die Titel versprachen, und "Killer", ein Thriller mit Humor, schlug alle Rekorde.Zweieinhalb Millionen Zuschauer strömten in die Kinos, das wäre auch in Deutschland ein enormer Erfolg, und ein Hollywoodstudio hat bereits das Drehbuch für ein Remake gekauft.Am 14.November wird Machulski mit "Killer" die neue Trend-Reihe des Polnischen Kulturinstituts eröffnen.

Aber Vorsicht: "Unsere Kassenschlager kommen im Ausland oft nicht so gut an", bedauerte kürzlich Agniezka Holland ("Hitlerjunge Salomon").Wird "Das Buch der großen Wünsche" von Slawomir Krynski der Reihe ein künstlerisches Glanzlicht aufsetzen? Krynski gewann mit seiner Literaturverfilmung, deren Hauptauftraggeber das staatliche Fernsehen war, den Preis des Nationalen Filmfestivals in Lagów: Die Bewohner eines Altersheimes bekommen, nachdem das benachbarte Kinderheim abgebrannt ist, viele junge Gäste, die anfangs als störend, dann aber als ein Geschenk des Himmels empfunden werden..Krynski, der am 18.11.zu Gast sein wird, erzählt ein anrührendes Märchen, an dem die seine Darsteller einen hohen Anteil haben.

Der derzeit beste polnische Kameramann Pawel Edelman hat sowohl Jerzy Stuhrs "Liebesgeschichten", die bereits kürzlich in der Jerzy-Stuhr-Reihe gezeigt wurden (15.11.), als auch "Hauschroniken" des ambitionierten Leszek Wosiewicz zu künstlerischem Glanz verholfen.Neben Andrzej Kondratiuks "Sonnenuhr", dritter Teil eines spielerischen Versuchs über die Vergänglichkeit (16.11.), versprechen die "Hauschroniken", Höhepunkt der Veranstaltungswoche zu werden: Wieder einmal erzählt ein Junge von seiner Kindheit, aber der Regisseur gewinnt den drei Episoden eine beeindruckende, irritierenden Bedeutung ab.Vor allem die Geschichte eines atheistischen Junggesellen, über den eine ebenso liebreizende wie prinzipienfeste Novizin am Ende triumphiert, wird kein Zuschauer so schnell vergessen.

Der erzählerische Roman ist die Absurdität der fünfziger Jahre (im Hintergrund demontiert der Staat die Besitzstände), die Figuren wehren sich mit tragischem Witz.In seiner Not versucht der Junge, auf und davon in den Himmel zu schweben.Die polnische Provinz als existentieller Erlebnisraum.Jede Szene ist überdreht und strömt eine große innere Freude aus.(17.11.).

HANS-JÖRG ROTHER

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