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Kultur: Kinnlade runter

Die Fantastischen Vier geben ein 3 D-Konzert

Auf der Leinwand läuft ein Countdown. Noch 15 Minuten bis zum weltweit ersten Pop-Konzert, das per Satellitenübertragung in 88 3 D-Kinos in fünf Ländern übertragen wird. Geschätzte Zuschauerzahl: 30 000. Saal 4 des Astra Filmpalast in Berlin ist halb voll, es wird mit Nachos geraschelt und an den Spezialbrillen genestelt. Ein paar Fans in hinteren Reihen zählen die letzten zehn Sekunden bis zum Start laut mit. Das erste Bild aus dem ausverkauften Varieté am Steintor in Halle an der Saale begrüßen sie klatschend und pfeifend. Dort ist der Jubel um einiges intensiver, denn hier stehen die Fantastischen Vier wirklich auf der Bühne. Begleitet von einer fünfköpfigen Band legen sie mit „Wie Gladiatoren“ vom aktuellen Album „Für Dich immer noch Fanta Sie“ los.

In den ersten Minuten wirkt der 3 D-Effekt besonders spektakulär. Wenn der Bassist den Hals seines Instruments in den Raum dreht, meint man die Mechanik berühren zu können. Nach einer Weile allerdings wird es anstrengend, denn bei schnellen Bewegungen von Smudo & Co. kommen die Augen mit dem Scharfstellen nicht hinterher. Auch die schnellen Schwenks und Schnitte ermüden. Die Regie ist wie bei der Live-TV-Übertragung eines Konzertes. Man wünscht sich bald mehr Licht, weniger Rückenansichten der Rapper und weniger Publikumsbilder.

Michi Beck, der neben Thomas D am meisten in die Kamera singt und feixt, weist immer wieder darauf hin, dass das hier „kein Film“ ist und gerade alles echt passiert. Vor dem alten Hit „Sie ist weg“ sagt er: „Es ist Zeit, die Klappsitze hoch zu klappen und die Kinnlade runter.“ Im Astra Filmpalast gibt es keine Klappsitze, dafür vibrieren die Sessel unter den Bassschlägen – immerhin: Mitwippen ist unvermeidlich. Nadine Lange

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