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Szene aus "Für immer Shrek"

© Promo

Kino: "Für immer Shrek" startet Saison der Sommer-Blockbuster

Ein Oger in der Midlife-Crisis: Es spricht einiges dafür, dass es "Für immer Shrek" gelingen könnte, die Aufmerksamkeit der Massen vom grünen Rasen auf das grüne Märchen umzulenken.

Eine Sternschnuppe durchquert den Nachthimmel und Fiona wünscht sich: „Jeder Tag möge wie der diese sein“ – also der ganz normale Familienwahnsinn. Morgens schreien die Babys, Shrek wechselt ihre Windeln, mittags bestaunen Touristenhorden das Haus der berühmten Ogerfamilie und abends erzählt der gestiefelte Kater den Kleinen bei Kerzenschein noch einmal alle Abenteuer ihrer Eltern. Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende – doch wie sieht das eigentlich aus? Was kommt nach dem Happy End?

Shrek ist nicht mehr derselbe wie früher, als ihn alle Menschen und Tiere fürchten. Anders als seine Frau fühlt er sich jedoch nicht wohl der Familienroutine. Ja, er hat eine Identitätskrise, vielleicht ist es auch schon die Midlife-Crisis, jedenfalls schwelt es in dem grünen Kopf mit den Trompetenöhrchen.

Wäre er ein hipper Prenzlauer-Berger, würden ihm vielleicht neue Sneakers, ein teures Hobby oder der Blick in ein Hochglanz-Elternmagazin helfen. Doch der Oger verfügt nicht über derart moderne Sublimierungsstrategien und so flippt er bei der Party zum ersten Geburtstag seiner Kinder plötzlich aus. Er streitet mit Fiona, rennt davon – und tappt in eine folgenschwere Falle. Das böse Rumpelstilzchen schwatzt ihm einen Vertrag auf: Shrek bekommt einen Tag aus seinem wilden alten Leben und gibt dem Männlein dafür einen beliebigen Tag aus seiner Kindheit. Das katapultiert ihn in eine finstere Parallelwelt, in der die Oger unterdrückt werden und das Rumpelstilzchen regiert. Fiona kennt ihn nicht und Kinder hat er auch keine mehr.

Eine alternative Realität soll es also richten im vierten und letzten Teil der ShrekSaga. Das klingt ein bisschen nach billigem Trick, erweist sich jedoch bald als gelungener Kunstgriff: Die Handlung hat Witz, Spannung und Zug – all das, was die bisherigen Fortsetzungen vermissen ließen. „Für immer Shrek“ wirkt, als hätten sich Regisseur Mike Mitchell und sein Team geschworen, die beiden Vorgänger vergessen zu machen und der Serie doch noch ein würdiges Finale zu geben. Tatsächlich erreichen sie erstmals wieder das Niveau des ersten Teils, mit dem es den Dreamworksstudios 2001 gelungen war, das Animationsgenre auch fürs erwachsene Publikum attraktiv zu machen.

In den USA stürmte das 3-D-Spektakel denn auch direkt an die Spitze der Kinocharts und ließ sich von den eine Woche später heranstöckelnden „Sex and the City 2“-Ladys nicht verdrängen. Die mit einem Werbeetat von rund 75 Millionen Dollar gestartete Jerry-Bruckheimer-Produktion „Prince of Persia“ kam ebenfalls nicht am breiten Kreuz von Shrek vorbei. Er war der Box- Office-Gewinner des prestigeträchtigen Memorial-Day-Wochenendes im Mai. Allerdings wurden insgesamt auch nur 23,4 Millionen Kinokarten verkauft – so wenig wie seit 1993 nicht mehr.

Die Sommer-Blockbustersaison ist in den USA bereits in vollem Gange. So legte der lang erwartete dritte Teil der Pixar-Animation „Toy Story“ am letzten Wochenende einen Traumstart hin: Er spielte mehr als 110 Millionen Dollar ein und durchbrach damit als erster Trickfilm schon am Startwochenende die Marke von 100 Millionen Dollar. In Deutschland kommt das Abenteuer von Spielzeugcowboy Woody und seinen Freunden am 29. Juli in die Kinos. Es ist zu erwarten, dass der außerordentlich liebevoll gemachte Film hierzulande ebenfalls an die Chartsspitze rauschen wird. Wie „Für immer Shrek“ ist er in 3-D-Optik zu sehen, die sich immer mehr zur Standardausstattung für Animationsfilme entwickelt – schließlich garantiert die Spezialbrille auf der Zuschauernase einen höheren Ticket-Umsatz.

Auf die gute alte Action setzen hingegen zwei weitere große Sommerfilme: Das Remake von „Karate Kid“ (deutscher Start: 22.7.) mit Jackie Chan und Jaden Smith sowie die Fernsehserien-Adaption „Das A-Team – Der Film“ (12.8.) mit Liam Neeson. In den USA belegen sie derzeit Platz zwei und drei der Charts, wobei das Kid die Macho-Männer mit 107 Millionen zu 50 Millionen Dollar Umsatz deutlich abgehängt hat. Auffällig ist, dass beide Filme Stoffe aus den achtziger Jahren neu umsetzen. Den risikoscheuen Remake- und Fortsetzungstrend bestätigt auch der größte Favorit auf die Kino-Krone des Sommers: „Eclipse – Biss zum Abendrot“ ist der dritte Teil des „Twilight“-Vampirromanze nach den Romanen von Stephenie Meyer. Die US-Premiere am Donnerstag löste bereits eine oscarverdächtige Hysterie aus. Bei uns kommt das Teenie-Drama mit Kristen Stewart am 15. Juli auf die Leinwände. Eine Woche später hopst Tom Cruise als Geheimagent an der Seite von Cameron Diaz durch die Action-Komödie „Knight and Day“. Dieses Feuerwerk der unfreiwilligen Komik ist ein heißer Flopkandidat.

Shrek, der ab Mittwoch in den deutschen Kinos zu sehen ist, hat also vorerst seine Ruhe – von möglichen „Predators“- Angriffen ab dem 8. Juli einmal abgesehen. Nach den relativ unspektakulären Starttagen der letzten Wochen setzt der Oger einen ersten starken Akzent für die Ferienzeit. Es spricht einiges dafür, dass es ihm tatsächlich gelingen könnte, die Aufmerksamkeit der Massen vom grünen Rasen auf das grüne Märchen umzulenken. Denn seine Dialoge mit dem Esel sind endlich wieder lustig und nicht mehr nervig, der Kater – diesmal mit Garfield’schem Bauchumfang – ist für mehr gute Gags verantwortlich als in den letzten beiden Teilen zusammen. Hinzu kommt, dass mit Rumpelstilzchen – genannt Rumpel – endlich wieder ein überzeugender Bösewicht vorhanden ist. Er regiert das Königreich Weit Weit Weg mit Hilfe eines hinterlistigen Hexenbataillons, hat aber auch Sinn für die repräsentativen Seiten seines Jobs: Eine schicke Mega-Diskokugel schmückt sein Schloss und er selber wechselt je nach Stimmung die Frisur. Ist er sauer, verlangt er nach seiner „Wutperücke“ mit feuerrot abstehendem Kunsthaar.

„Für immer Shrek“ wimmelt vor netten Details und Nebenfiguren. Alte Bekannte wie das Keksmännchen, Pinocchio oder die drei kleinen Schweine haben hübsche Auftritte. Fiona ist in der Parallelwelt die Führerin einer Oger-Widerstandsbewegung. Ihr Outfit und ihre Waffengewandtheit erinnern an die TV-Amazone Xena. Und so hat es Shrek nicht leicht, noch einmal ihr Herz zu erobern.

Die 3-D-Technik kommt vor allem bei den Kämpfen und Verfolgungsjagden zum Tragen. Wie die Hexen auf ihren Besen umherrasen, ist sehenswert, doch wirklich zwingend erscheint der Effekt nicht. Für den Erfolg des Films ist es ohnehin wichtiger, dass die typischen Zeichentrick-Tugenden Herz, Spaß und Timing wieder stimmen. Damit hat Shrek nun endlich sein finales Happy End gefunden.

„Für immer Shrek“ läuft ab 30. Juni in den Kinos.

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