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Kino: Halle Berry ermittelt im Netz

Die US-Schauspielerin Halle Berry ist ab Donnerstag in dem Thriller "Verführung einer Fremden" zu sehen. Sie spielt eine Sensationsjournalistin, die den Mord an einer Freundin aufklären will - und sich dafür in Internetchats tummelt. Ein Interview.

Trifft man Sie selbst auch in Chatforen?

Ich habe ein paar Mal gechattet und gedacht, ich würde es lieben, anonym und jemand anderes zu sein. Aber dann machte es mir plötzlich auch Angst: Wenn ich nicht die Person bin, die ich vorgebe zu sein, wer ist dann der andere, mit dem ich chatte, wirklich? Außerdem habe ich gemerkt, dass es mir nichts bringt. Es ist ein künstlicher Dialog zwischen zwei Leuten, die vorgeben, jemand anderes zu sein. Das ist langweilig, ich habe damit aufgehört. Ich habe dann offen als Halle Berry gechattet - und natürlich hat es mir niemand geglaubt. Chatten ist also irgendwie einfach nichts für mich.

Halten Sie es auch für gefährlich?

Ich denke, es tötet unser natürliches Verlangen, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Außerdem erlaubt es den Leuten, keine Verantwortung zu übernehmen für das, was sie sagen.

In "Verführung einer Fremden" spielen Sie eine Frau, die wiederum zwei verschiedene Figuren spielt. Wie war das?

Es war einer der Gründe, warum ich die Rolle angenommen habe. So etwas hatte ich noch nie gemacht. Ich suche immer die Chance, etwas anderes zu machen. Nach "Monster's Ball" bekam ich unzählige Rollen geschrieben für eine leidgeprüfte schwarze Frau aus dem Süden. Und ich dachte immer: Ja, tolle Figur, aber das habe ich schon gespielt. Ich will mich als Schauspielerin immer neu erfinden, mich weiter entwickeln und neue Erfahrungen machen. Darum wäre ich auch in einer Fernsehserie nicht gut: Ich wäre total gelangweilt.

In Ihrem neuen Film geht es auch um Geheimnisse: Wie weit würden Sie selbst gehen, um ein Geheimnis zu wahren?

Sehr weit. Wie weit genau, ist ein Geheimnis. Ich glaube fest daran, dass Geheimnisse auch welche bleiben müssen. Sie sind wichtig, jeder hat welche. Und jeder führt irgendwo ein Doppelleben: Wir sind bei der Arbeit eine andere Person als zu Hause bei der Familie oder bei unserem Liebhaber oder wenn wir ganz allein sind.

Ist es für eine Schauspielerin notwendig, auch mal zu lügen?

Die Leute sagen immer zu mir: Du musst eine gute Lügnerin sein, Du bist ja Schauspielerin. Dabei sind Lügen und Schauspielern zwei komplett unterschiedliche Dinge. Außerdem lügen wir alle fast jeden Tag ein bisschen. Jemand fragt Dich, wie es Dir geht, und Du sagst gut, obwohl das nicht stimmt, aber Du willst nicht näher darauf eingehen.

Es sollen ursprünglich drei Schlussszenen für "Verführung einer Fremden" gedreht worden sein ...

Ja, es gab drei Möglichkeiten, den Mörder für die Zuschauer zu enthüllen. Der Täter blieb dabei aber immer derselbe. Wir haben uns schließlich für die extremste Variante entschieden.

Sie haben gerade einen Stern auf dem "Hollywood Walk of Fame" bekommen. Was bedeutet das für Sie?

Ich finde es sehr aufregend, ein Teil der Geschichte Hollywoods zu sein. Filminteressierte Menschen kommen aus der ganzen Welt, um den "Walk of Fame" zu sehen. Mein Stern ist übrigens in der Nähe von Steven Spielbergs, das macht es wirklich gut. (Von Nadine Emmerich, ddp)

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