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Ave Caesar? Affe Caesar! Hinter der Maske steckt Andy Serkis.

©  20th Century Fox

Kino-Legende "Planet der Affen - Revolution": Die bucklige Verwandtschaft

"Planet der Affen": Der Klassiker, bald 50 Jahre alt, wird immer wieder neu aufgelegt. "Revolution" von Matt Reeves setzt die Kino-Legende fort - tief in den Wäldern um San Francisco.

„Geht!“ schreit der Schimpanse mit den hellen Augen die erschrockenen Menschen an. Hochaufgerichtet steht er auf einem Felsen im Wald, umringt von einer Gruppe riesengroßer Affen, und ist ziemlich sauer. Zu Recht: Es sind also doch noch Menschen übrig. Das kann ja nur Ärger geben!

„Planet der Affen – Revolution“ setzt zehn Jahre nach dem Ende des Vorgängerfilms „Prevolution“ ein; auf der internen „Planet der Affen“-Zeitlinie also lange bevor Charlton Heston im Klassiker der Serie „Planet der Affen“ (1968) in der Zukunft aus seiner Raumkapsel kletterte. Noch mehr als sein Vorgänger erzählt „Revolution“ größtenteils aus der Tierperspektive: Den Affen, die in den Wäldern bei San Francisco an einem kaputten Staudamm ihre gemütlichen Baumhäuser errichtet haben, geht es ohne Menschen prima. Die sind in den letzten Jahren – bis auf wenige, die immun sind – an einem von ihnen entwickelten Virus und der dadurch ausgelösten Affengrippe hinweggerafft worden. Caesar (Andy Serkis in Computeranimation und Maske), der helläugige Affe, dessen Mutter in „Prevolution“ von einem Wissenschaftler genetisch manipuliert wurde, weshalb sie ein ganz besonders schlaues Affenkind zur Welt brachte, vermisst sie nur selten.

Mit dem Wiederauftauchen der ungebetenen Gäste, die zwecks Stromerzeugung auf der Suche nach dem Staudamm sind, entwickelt sich ein substanzieller Konflikt: Können Affen und Menschen einander vertrauen? Und, wichtiger noch: Können beide Spezies überhaupt sicher sein, dass die jeweils eigene prinzipiell vertrauenswürdiger ist? Schließlich finden sich auf beiden Seiten Gestalten, die schnell die Geduld verlieren, die weniger tolerant gegenüber der fremden Gattung sind: „Firestarter“ gibt es überall.

" Revolution": Große Themen, hinter Tiermasken versteckt

Und so beginnen Kriege: Zwei unterschiedliche Gruppen von Lebewesen (Rassen, Clans, Familien, Nationalitäten) treffen aufeinander und beginnen Streit um Territorium und Vorherrschaft. Insofern fügt sich „Revolution“ nahtlos in die Struktur der Serie, die stets große Themen in – mal mehr und mal weniger – albernen Tiermasken erörtert: Der großartige Originalfilm und seine teils weitaus schwächeren vier Fortsetzungen (die letzte entstand 1973) beschäftigen sich mit Rassismus – dass die Affen die Menschen so behandeln, wie die Weißen jahrhundertelang Schwarze behandelt haben, ist unschwer zu erkennen. „Prevolution“ beschäftigte sich etwa mit dem Phänomen, dass Lebewesen verrohen, wenn sie eingesperrt werden: Im Affenlabor, in das Caesar verschleppt wurde, erlebte der gewaltunerfahrene Schimpanse geradezu „Herr der Fliegen“-artige Zustände.

Wenn man sich bei „Revolution“ erst mal an den merkwürdigen Affenton gewöhnt hat und nicht mehr kichern muss, wenn die Tiere in Zeichensprache und wenigen Brocken Menschensprache über das Leben an sich philosophieren, lässt sich die Utopie in technisch perfektem 3-D durchaus genießen: die grotesken und beeindruckenden Kampfszenen; die Affen auf den aus unerfindlichen Gründen ebenfalls riesig und düster wirkenden Pferden, die wie ein Stamm wütender Ureinwohner bei den Menschen im heruntergekommenen San Francisco einfallen; die tieftraurigen Augen von Caesars Sohn, hin- und hergerissen zwischen den Lehren seines Vaters und den eigenen Erfahrungen mit der Hinterhältigkeit mancher Menschen; die Freundschaft zwischen einem monströsen Orang-Utan und einem Jugendlichen, der ihm seinen Lieblingscomic nahebringt – im Affenfilm, egal ob Doku oder Scifi, stecken bekanntlich große Bilder.

Die weiblichen Affen bleiben nur Deko

Allerdings scheinen auch bei dieser vage auf dem Originalbuch von 1963 basierenden Adaption weder die Drehbuchautoren noch Regisseur Matt Reeves darüber nachgedacht zu haben, dass Zwergschimpansengruppen zumeist matriarchalisch strukturiert sind, Rivalitäten und Kämpfe gar mit Sex beigelegt werden. Wie in der gesamten Reihe – und auch Tim Burtons 2001 inszenierter Neuauflage des Originalfilms – bleiben die weiblichen Affen genau wie die weiblichen Menschen nur Deko. Sie sind Nannys oder leisten Karitatives, Handlungsträgerinnen sind sie nie. So ist die Partnerin des blass bleibenden Protagonisten Malcolm (Jason Clarke), der sich mit Caesar anfreundet, natürlich Ärztin und hat ihren einzigen wichtigen Auftritt beim Versuch, Caesars Frau zu behandeln.

Gendermäßig also bleibt, egal ob in möglichen Vergangenheiten oder ebensolchen Zukünften, alles beim Alten. Familienwerte zählen – und für Weibchen gilt „Kinder, Kirche, Küche“. Oder „Kinder, Baumhaus, Nüsse“. Schade.

In 20 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar SonyCenter und Zoo Palast

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