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Kino: Mach’s noch einmal, Hannibal

Der neue Film von Mikael Hafström „Das Ritual“ ist eine Teufelsaustreibung für Lehrlinge und arbeitet gegen die Ausschlachtung der Thematik in den letzten Jahrzehnten.

Dem Katholizismus verdankt der Horrorfilm seine stärksten Inspirationen. William Friedkins „Der Exorzist“ wurde 1973 für das Grusel-Genre zum klerikalen Erweckungserlebnis, und endlos ist die Kette der Nachahmungswerke, die sich seitdem in den Regalen der Videotheken türmen. Nun kommt mit Mikael Hafströms „Das Ritual“ ein spirituelles Schauermärchen ins Kino, das der weiteren Vertrashung des Themas Einhalt gebieten will.

Auf wahren Begebenheiten soll die Geschichte beruhen. Als Grundlage dienten die autobiografischen Zeugnisse des katholischen Priesters Matt Baglio, der im Vatikan als Exorzist ausgebildet wurde und heute noch in den USA seinem Handwerk nachgeht. Im Film ist es der angehende Priester Michael Kovak (Colin O’Donoghue), der zu einem Exorzismuskurs nach Rom entsandt wird. Dort erweist sich der Novize mit abgeschlossenem Psychologiestudium als vorlauter Skeptiker und wird zum Praktikum an den Teufelsaustreiber Pater Lucas Trevant (Anthony Hopkins) überwiesen. Der fackelt nicht lange, erteilt dem Azubi im Vorbeigehen präventiv die letzten Sakramente und beginnt bei einer 16-Jährigen mit der Teufelsaustreibung.

Die erste Sitzung ist wenig überzeugend. Augen und Stimme des hochschwangeren Mädchens verändern sich nur wenig unter dem Dauerfeuerwerk lateinischer Beschwörungsformeln, und dann klingelt mitten in der Prozedur auch noch Paters Handy. „Was haben Sie erwartet? Drehende Köpfe? Erbsensuppe?“, sagt Lucas danach zu seinem enttäuschten Lehrling. Anscheinend gehört auch im Vatikan Friedkins Horrorklassiker zur Grundausbildung. So ein Exorzismus, fügt der Meister warnend hinzu, sei eben eine langwierige Sache – eine Erkenntnis, die das Publikum nach 114 zähen Kinominuten teilt. Schrittchen für Schrittchen wird der Protagonist ins Reich der Dämonen geführt, nur um schließlich genau dort zu landen, wo ein ordentlicher Genrefilm schon nach zehn Minuten zu Sache kommt. Zwar verzichtet Hafström auf rotierende Köpfe, aber verdrehte Augäpfel, ausgerenkte Gelenke und schwarz hervortretende Blutadern sind durchaus vorhanden. Hauptsache, Anthony Hopkins macht noch einmal den Hannibal. So arrogant wie routiniert spielt er das Ensemble aus Zweitligisten an die Wand – in einem Film, der ohne ihn gewiss bloß auf dem Videomarkt verklappt würde. In zehn Berliner Kinos; Originalfassung im Cinestar SonyCenter

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