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Glück und Glas. Elsa (Sophie Marceau) und Pierre (François Cluzet) kommen sich nahe.

© dpa

Kino-Romanze "Ein Augenblick Liebe": Wir sehen uns

Was, wenn ein Flirt große Gefühle auslöst und doch keine Affäre werden soll? Der Film "Ein Augenblick Liebe" mit Sophie Marceau und François Cluzet erkundet dieses sehr erwachsene Gefühl - heiter, ernsthaft und zart.

„Ein Augenblick Liebe“ – selten trifft der deutsche Verleihtitel Inhalt und Stimmung eines Films besser als der eigentliche, der in diesem Fall schlicht „Une rencontre“, eine Begegnung, heißt. Liebe, genauer: die Unvermeidlichkeit des Sichverliebens im Erwachsenenalter ist das Thema dieser beschwingten, leichten, im besten Sinne französischen Komödie, die romantischer nicht sein könnte und vielleicht gerade deshalb eine melancholische Note hat.

Elsa (Sophie Marceau) ist Schriftstellerin und fast geschiedene, alleinerziehende Mutter von drei Kindern, zwei von ihnen in der Pubertät, außerdem hat sie einen 25-jährigen Geliebten. Pierre (François Cluzet) ist Anwalt, verheiratet und hat ebenfalls drei Kinder – eine Begegnung zwischen den vielbeschäftigten Fortysomethings im Alltag wäre unwahrscheinlich, und so treffen sie sich an dessen Rand, auf einer Party. Ein gemeinsamer Freund stellt sie einander vor – „weil ihr beide kifft, solltet ihr euch gut verstehen“. Die flapsige Bemerkung schmiedet ein Band zwischen ihnen, solange der Abend dauert; sie lachen, quatschen und flirten miteinander, dann trennen sich ihre Wege. Und warum auch nicht?

Regisseurin Lisa Azuelos (sie drehte die Mutter-Tochter-Komödie „LOL“ und deren US-Remake) erzählt – nach eigenem Drehbuch – eine Geschichte von lauter Möglichkeiten, die sie kunstvoll ineinander verschachtelt und mit sich überschlagenden Parallelmontagen bebildert. Damit zeigt sie gleichzeitig, warum es praktisch unmöglich ist, dass die Protagonisten ihrem Begehren nachkommen; zu stark sind schließlich die Zwänge, in denen die beiden stecken. Aber sie zeigt auch, wie verlockend es auf einmal scheint, gegen sie aufzubegehren, alles stehen und liegen lassen und noch einmal aufzubrechen in Richtung Horizont.

Ein Verhältnis mit Pierre? Elsa sieht den ganzen Ablauf voraus

Auf- und Abgeklärtheit nützen Elsa und Pierre nur, solange sie einander nicht wiedersehen; und dann passiert es doch, und ob das jetzt schon Schicksal ist, dem man sich fügen muss, das wüssten sie gern. In einer Montagesequenz sieht Elsa den ganzen Ablauf der prospektiven Affäre vor sich, inklusive verstohlener Telefonate, heimlicher Treffen in Hotels, zerbrochener Beziehungen und feindseliger Kinder, und so beschließen die beiden, keine Telefonnummern auszutauschen. Was für ein rührend altmodischer Gedanke im Zeitalter von Social Media …

Nebenbei serviert Azuelos ein paar Lebensweisheiten – „man wird nicht zum Helden, indem man fremdgeht, sondern indem man bei seiner Frau bleibt“ – und so scheint es kein Zufall, dass beim nächsten Zusammentreffen Elsas Lover und Pierres Ehefrau dabei sind. Wieder wird verzichtet.

Dramaturgisch wie visuell hält Lisa Azuelos ihre ausgesprochen erwachsene Komödie so lange wie möglich in der Schwebe. Ineinandergeblendete Szenen aus dem Alltag der beiden, der so unterschiedlich dann plötzlich doch nicht ist, Split-Screen-Sequenzen, die die Vorlust verhundertfachen, Blickwechsel, die über das geteilte Bild geführt werden – das sind nur einige Aspekte von Azuelos' ästhetischer Strategie, die zu einem durchaus unerwarteten Ende führt. Happy oder nicht, das liegt im Auge des Betrachters.

In Berlin in den Kinos Cinemaxx, Filmkunst 66, FT am Friedrichshain, Kulturbrauerei, Moviemento, Toni, Zoo Palast; OmU in den Hackeschen Höfen und in der Kulturbrauerei

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