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Kino: "Sophie Scholl" als deutscher Oscar-Vorschlag

Das Kinodrama "Sophie Scholl - Die letzten Tage" über die NS-Widerstandskämpferin ist der deutsche Kandidat für den nächsten Oscar-Wettbewerb.

München (21.09.2005, 13:56 Uhr) - Erneut schickt Deutschland einen Film über die deutsche Nazi-Vergangenheit ins Rennen um den begehrtesten Filmpreis der Welt. Das Kinodrama «Sophie Scholl - Die letzten Tage» von Marc Rothemund ist der deutsche Kandidat für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film. Das teilte German Films, die Auslandsvertretung der deutschen Filmbranche, am Mittwoch in München mit.

Im vergangenen Jahr war der Hitler-Film «Der Untergang» benannt worden, davor waren mit «Aimée und Jaguar» und «Nirgendwo in Afrika» zwei weitere Filme mit NS-Thematik im Rennen. Von französischer Seite wurde die französisch-deutsche Koproduktion «Merry Christmas» von Christian Carion ins Oscar-Rennen geschickt. zu Jahresbeginn werden aus rund 90 Filmen aus aller Welt fünf nominiert, die Oscars werden dann am 5. März in Hollywood vergeben.

«Sophie Scholl» sei ein Film von großer emotionaler Dichte, getragen von herausragenden schauspielerischen Leistungen, begründete die von German Films berufene Jury ihre Entscheidung für den diesjährigen Kandidaten. Seine Bedeutung liege in der zeitlosen Thematik des selbstlosen Widerstands gegen jede Form von Unterdrückung. Der Streifen hat bereits drei deutsche Filmpreise bekommen, darunter den Friedenspreis des Deutschen Films und den Gilde-Preis der deutschen Kinobetreiber.

Der Film wurde von den Produktionsfirmen Goldkind Film (Christoph Müller und Sven Burgemeister) und Broth Film mit Regisseur Marc Rothemund und Autor Fred Breinersdorfer hergestellt. Die Nachwuchsschauspielerin Julia Jentsch wurde für ihre Titelrolle auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären und beim Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

«Wir können uns glücklich schätzen, dass wir ausgewählt wurden, es gab in diesem Jahr viele sehr gute deutsche Filme», sagte Produzent Burgemeister, und auch Regisseur Rothemund betont: «Wir freuen uns, aber wir wissen, dass es eine große Verantwortung ist. Da kommt viel Arbeit auf uns zu.» Der Film sei bereits in zahlreichen Ländern vorgestellt worden. «Ob Nordamerika oder Asien - die Geschichte von Sophie Scholl berührt, und die Darstellung von Julia Jentsch wühlt auf», fasst Rothemund die Reaktionen zusammen. «In vielen Ländern wissen die Leute gar nicht, dass es Widerstand gab, dass normale junge Leute aufgestanden sind und dafür ihr Leben gelassen haben.» Er sei froh, dass nach dem «Untergang», der die Nazi-Schergen zeigte, nun ein Film benannt sei, der die andere Seite beleuchte.

Es gehe aber nicht nur um deutsche Geschichte. «Sophie Scholl steht für Zivilcourage und Aufstehen gegen Ungerechtigkeit - man merkt, dass das Thema weltweit berührt.» Auch zahlreiche Länder hätten in ihrer Geschichte Diktaturen durchlebt. Einen Grund für den «Boom» von für Oscars benannten deutschen Filmen über die Nazi- Geschichte sieht er in der nachwachsenden Generation von Filmemachern. «Es gibt eine neue Generation, die mehr wissen will, nachdem die Kriegsgeneration mit ihren Kindern nicht gesprochen hat.»

Der Jury-Vorsitzende Antonio Exacoustos sieht vor allem den 60. Jahrestag des Kriegsendes als Grund. «Das Thema war sehr aktuell dadurch, deshalb sind auch etliche gute Filme darüber entstanden», sagt Exacoustos. «Und es ist ein wichtiges deutsches Thema - es gab auch Jahre, in dem man sich filmisch stark mit der RAF befasst hat.»

Der Medizinstudent Hans Scholl und seine Schwester Sophie, die Biologie und Philosophie studierte, waren 25 und 22 Jahre alt, als sie von den Nazis hingerichtet wurden. Sie starben am 22. Februar 1943 auf dem Schafott - zusammen mit ihrem Kommilitonen Christoph Probst (24). Die Mitglieder der Widerstandsgruppe «Weiße Rose» in München hatten in Flugblättern zum Widerstand aufgerufen.

Der Film zeigt das letzte konspirative Treffen der Gruppe vor dem sechsten Flugblatt, die Debatten der Studenten und die Verhaftungen am 18. Februar 1943. Er stellt die beklemmenden Verhöre dar, denen Sophie Scholl stundenlang ausgesetzt ist. Sophie Scholl kämpft zunächst um die eigene Freiheit und die ihres Bruders Hans, versucht dann aber mit ihrem Geständnis andere Mitglieder der «Weißen Rose» zu schützen. Auch als sie vielleicht das eigene Leben retten könnte, schwört Sophie Scholl ihrem stark christlich geprägten Überzeugungen nicht ab. (Von Sabine Dobel, dpa)

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