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28 Weeks Later

© 20th Century Fox

''28 Weeks later'': Jeder ist verdächtig

Mit der Fortsetzung des Horrorspektakels "28 days later" gelingt Regisseur Fresnadillo der beste Horrorfilm seit langem.

Was bisher geschah? Nun, es war einmal ein Virus. Das hatte die Angewohnheit, die Einwohner des britischen Eilandes auf das Niveau pfeilgeschossartiger Zombies herabzuwürdigen, die sich wie im Wahn alles Menschliche anzuverwandeln, ja einzuverleiben pflegten. So wurden in rasender Geschwindigkeit weite Teile Großbritanniens entvölkert. „28 Days later“ hieß der Film, der diesen apokalyptischen Flächenbrand schockierend bildgewaltig dokumentierte.

Jetzt, „28 Weeks later“, scheint die Sache unter Kontrolle. In einer hochmilitarisierten Londoner Sicherheitszone werden die Überlebenden zusammengetrieben und von amerikanischen Soldaten überwacht. Einerseits gut: So kann langsam neues Leben beginnen. Andererseits schlecht: Denn sollte das Virus noch einmal ausbrechen, gilt „Code: Red“ – was beim derzeitig miserablen Ruf der US-Armee nichts Gutes verspricht. Der Befehl lautet denn auch, alle Virusverdächtigen mit Maschinengewehren und Präzisionsbomben auszulöschen. Das bedeutet in diesem viralen Ausnahmezustand: jeder.

Der Film entwickelt einen kinetischen Furor wie wenige. Schon die brillante Eröffnungssequenz ist mit einer kaum zu bändigenden Bewegungsenergie aufgeladen. Am Höhepunkt birst der Film geradezu vor Tempo und Dynamik. Seit den torkelnden Zombies aus George Romeros „Nacht der lebenden Toten“ hat sich die Kannibalistenspezies rasant beschleunigt – was sich sehr vorteilhaft auf die Schockmomente des Films auswirkt. Dabei geht der spanische Regisseur Juan Carlos Fresnadillo mit seiner Wischoptik und seinen frenetischen Schnitten bis an die Grenze zum Abstrakten. Manchmal fühlt man sich an die Bewegungsstudien des Malers Francis Bacon erinnert. Doch der Film hat seinen Reiz nicht nur im Ästhetischen. Man kann ihn auch allegorisch lesen. Während Danny Boyles Vorgängerfilm vor allem anthropologische Fragen aufwarf, sind in der Fortsetzung die politischen Anspielungen schwer zu übersehen. Die bürgerkriegsartige Selbstzerfleischung, die außer Kontrolle geratenen Sicherheitsvorkehrungen, das hilflos-paranoid um sich schießende Militär im Ausnahmezustand – hier ist der gedankliche Sprung nach Bagdad nicht weit. „28 Weeks later“ ist der beste Horrorfilm seit langem. Großartiger Zombieschocker.

„28 Weeks later“, GB/S 2007, 101 Min., R: Juan Carlos Fresnadillo, D: Robert Carlyle, Rose Byrne, Jeremy Renner, Amanda Walker

Julian Hanich

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