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Gewonnen! Der iranische Regisseur Asghar Farhadi (zweiter von links) und sein Schauspielerteam sind die Berlinale-Sieger. Im Juni kommt er für ein Jahr nach Berlin. Foto: dpa

© dpa

Berlinale-Dinner: Der Happy-Faktor bleibt

Glückliche Mienen danken es Kosslick: Beim Preisträger-Dinner der Berlinale im Borchardt feiert das Team des iranischen Siegerfilms ausgelassen.

An diese Bilder wird man sich vielleicht einmal erinnern. Der Morgen nach der Berlinale ist erst eine Stunde alt, und im Borchardt feiert ausgelassen das Team des iranischen Siegerfilms. Freude breitet sich aus im ganzen Raum. Einige Schauspieler sind extra für die Bärenverleihung aus Teheran noch mal eingeflogen, und nun stoßen sie lachend an mit Berlinale-Chef Dieter Kosslick, der zuvor froh erzählt hat, dass der Gewinnerfilm bereits in 70 Länder verkauft wurde. Der Gastgeber ist stolz auf die vielen neuen Freundschaften, die während des Festivals entstanden sind, und wie üblich voller Anekdoten. Dass er mit Anke Engelke praktisch nur improvisiert und nie zum Proben kommt, „obwohl wir noch nicht mal je ein Glas Wein zusammen getrunken haben“, ist eine davon.

Nach der Preisverleihung wurde „Nader And Simin. A Separation“ noch mal im Berlinale-Palast gezeigt. Das war aber keine Cineastenaufführung, sondern ein gesellschaftliches Ereignis mit Meinungsführern aus allen Bereichen, nicht unbedingt solchen, die es normalerweise zwingend fänden, für einen iranischen Film ins Kino zu gehen. In den Bildern aus einer anderen Kultur entdeckten sie Menschen, in die man sich gut einfühlen kann. Dass so viele Zuschauer, die noch Party-Termine haben, bis zum Abspann gebannt auf den Plätzen sitzen bleiben, ist nicht selbstverständlich.

Später beim Dinner beantwortet Dieter Kosslick die eigentlich ironisch gemeinte Frage, wo denn die Mullahs gesessen hätten, ganz ernst und präzise, indem er Sitzreihe und Platznummern nennt. Er hat sich offenbar sehr in Zaum halten müssen, einen Dankeschönbrief Jafar Panahis für die Solidaritätsaktion der Berlinale nicht auch noch von Isabella Rossellini vorlesen zu lassen. Der Regisseur hatte aber versprochen, sich nach seiner Botschaft an das Eröffnungspublikum vor zehn Tagen nicht mehr öffentlich zu äußern. Daran wollte er sich halten. Telefongespräche gab es aber schon, auch mit den Siegern. Er sei sehr glücklich, dass man über ihn spreche, wird erzählt.

„Sind alle irgendwie so happy “, beobachtete Klaus Wowereit. „Das war eine richtige Happy-Berlinale diesmal.“ In diesen allerletzten Momenten schimmert immer wieder durch, dass der Happy-Faktor auch zurückzuführen ist auf das verbindende Gefühl, gemeinsam einem verfolgten Künstler beigestanden zu haben. Wenn man lange genug hinschaut, wird aus dem Kuschel-Dieter, den der Festivaldirektor in der Champagnerlaune des Abschieds so gerne gibt, der Dirigent einer ebenso ernsthaften wie beglückenden Komposition, die sich nicht nur aus Filmen gespeist hat. Auch die Jury schien von diesem Glück beflügelt. „Wir hatten eine wirklich schöne Zeit zusammen. Natürlich gab es Differenzen, aber im Wesentlichen haben wir uns richtig gut verstanden“, sagte Australiens Mitglied Jan Chapman beim Rausgehen.

Im Juni kommt Regisseur Asghar Farhadi zurück nach Berlin. Er hat ein einjähriges DAAD-Stipendium und will über deutsche und iranische Kultur forschen. Öfter haben an diesem Abend Gäste versichert, dass Berlin ihre neue Lieblingsstadt sei. Neben dem Happy-Faktor hatte die Berlinale also auch einen Bumerang-Effekt. Elisabeth Binder

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