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"Cars 2" ist laut und bunt aber unpoetisch. Pixar scheint es zu genügen.

© Pixar

"Cars 2": Pixar recycelt Comic-Boliden

Pixars Fortsetzung "Cars 2" erinnert mit flüssigen Animation, Slapstick und Liebe zum Detail an die besten Filme der Filmschmiede. Alles ist voller Farbe und in Bewegung – aber nichts überrascht oder berührt.

Jahr für Jahr beglückt Pixar das Kinopublikum mit einem außergewöhnlichen Film. Schon 1994 sollen bei einem legendären Mittagessen einige Gründungsmitglieder des Studios, zu jener Zeit mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm „Toy Story“ beschäftigt, das Fundament für diese einzigartige Serie gelegt haben. Ein großer Teil des Pixar-Universums, von „Monsters Inc.“, „Toy Story“, „Finding Nemo“ bis hin zu „Wall-E“, soll damals schon entworfen worden sein.

Aber was, wenn Pixar mit diesen Ideen durch ist? Auf „Wall-E“ (2008) folgte noch das herrliche „Oben“. Aber dann: „Toy Story 3“, jetzt „Cars 2“, später noch „Monsters University“. Bald wird wohl auch „The Incredibles 2“ angekündigt. Ist ausgerechnet Pixar jetzt ebenfalls infiziert von der grassierenden Sequelitis?

Zwar hat das Studio schon gezeigt, dass das Fortspinnen eines erfolgreichen Stoffes gelingen kann. Die sprechenden Spielzeuge von „Toy Story“ 1 bis 3 wachsen einem ans Herz wie Nemo oder Wall-E. Und es gab ja immer noch etwas zu erzählen: Es interessiert eben, was Spielzeuge so treiben, wenn wir nicht hinsehen – schon weil ihr Schicksal an menschliche, nahezu existenzielle Fragen rührt.

Die anthropomorphen Autos von „Cars“ dagegen mit ihren seltsamen Windschutzscheibenaugen konnten da schon 2006 nicht recht mithalten. Was bringt Pixar dazu, gerade die schwächste der eigenen Erfindungen noch mal aufzubereiten? Ein weiterer bloßer Spielzeug-Abverkauf?

Neue Modelle zum Sammeln, Kuscheln und In-den-Mund-Stecken lassen sich jedenfalls spielend daraus gewinnen: „Cars 2“ verpflanzt die Helden Lightning McQueen (in der Originalversion gesprochen von Owen Wilson) und Mater (Larry the Cable Guy) in eine prallbunte James-Bond-Hommage. Der gelackte italienische Formel-1-Bolide Francesco Bernoulli (John Turturro) fordert McQueen zum Rennen. Mater, der verbeulte Abschleppwagen, begleitet ihn und gerät in eine internationale TreibstoffIntrige. Dabei wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt.

Diesmal ist also nicht McQueen die Hauptfigur, sondern Mater (in der deutschen Version als „Hook“). Und da steckt schon das wichtigste dramaturgische Problem. Denn die provinzielle Dummheit macht Mater auf Dauer nicht zum Sympathieträger, sondern zur Nervensäge.

Keine Frage, die flüssige Animation, der Slapstick, die Liebe zum Detail erinnern an die besten Filme von Pixar. Alles ist voller Farbe und in Bewegung. Aber nichts überrascht oder berührt. Dabei bestand Pixars Erfolgsgeheimnis darin, dass man der Handlung und den Figuren mindestens so viel Aufmerksamkeit schenkte wie dem Augenzauber.

„Cars 2“ aber ist ihr erstes Werk, das nur ein Aufguss von erfolgserprobten Zutaten ist, ein Erzeugnis zudem, das sich nicht mehr auch an die Erwachsenen im sogenannten Familienfilm, sondern offenbar nur noch an kleine Kinder richtet: Als genügte es, ihnen etwas Lautes, Buntes, Unpoetisches vorzusetzen. So ist „Cars 2“ zwar nicht völlig schlecht. Aber sehr gewöhnlich.

In 21 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar SonyCenter

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