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CITY Lights: Alles will versteckt sein

Silvia Hallensleben macht Lust auf Lustspiele

Mag sein, dass in den „City Lights“ alle paar Monate von Sein oder Nichtsein geschwärmt wird. Doch ernsthaft entschuldigen mag sich die Stadterleuchterin dafür nicht. Schließlich handelt es sich bei Ernst Lubitschs aberwitzig gewitzter Komödie um einen zeitlosen Glanzpunkt der Lustspielgeschichte, der mühelos alle späteren Nazi-Veräppelungen in Grund und Boden blamiert. Wer über Dani Levys „Mein Führer“ lästern will, sollte seinen Lubitsch kennen. Der Klassiker um das doppelbödige Spiel einer Provinztheatertruppe im besetzten Polen läuft bis 2. Januar im Brotfabrik-Kino in der deutschen Synchronfassung.

Das Versteckspiel, das im Hollywood von 1942 satirisch böse – wenn auch wirklichkeitsnahe – Fiktion war, wurde im besetzten Frankreich bei den Dreharbeiten zu Marcel Carnés „Les enfants du paradis“ Realität. Carné und sein Team mussten Teile des Films heimlich an wechselnden Drehorten drehen, Filmarchitekt Alexander Trauner und Komponist Joseph Kosma konnten als Juden nur klandestin unter falschem Namen zuarbeiten. Und während in Lubitschs Film die polnischen Theaterschauspieler aus notgeborener Chupze falsche NS-Identitäten annehmen und parodieren, nutzten Carné und Drehbuchautor Jaques Prévert die epische Breite des im Artistenmilieu des 19. Jahrhunderts angesiedelten statistenreichen Dreistünders als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für französische Künstler, denen die Zwangsarbeit drohte. Ein paar Kollaborateure konnten ihnen die Deutschen trotzdem unterschieben.

Ins Kino kam der Film erst nach der Befreiung. Wie bei Lubitsch gibt es auch in Carnés „Die Kinder des Olymp“, die bis Sonntag im Zehlendorfer Bali-Kino zu sehen sind (Silvester und Neujahr ist geschlossen) wortreiche Erklärungen, schlecht gespielten Shakespeare und eitle Mimen. Dass es Letztere noch im heutigen Filmgeschäft gibt, zeigt beispielhaft Tom DiCillos Underground-Komödie Living in Oblivion von 1995 mit Steve Buscemi und Catherine Keener, eine Satire über das Filmemachen unter erschwerten Bedingungen, die heute und morgen im Arsenal in einer Reihe mit American Independents zu sehen ist. Hier ist der Feind keine fremde Besatzungsmacht, sondern ganz banal die einheimische Indie-Szene samt den Tücken der Billigproduktion.

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