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CITY Lights: Baltrum, Bergman, Bullerbü

Heutige Mittzwanziger fallen ja schon bei Lasse Hallströms 1986er Bullerbü Verfilmung in nostalgische Verzückung. Dabei ist sie – für ernsthaft Eingeweihte – nur aus zweiter Hand. Silvia Hallensleben erinnert sich an Jugend(alb-)träume.

Die einzig wahren Bullerbü-Bilder, das wissen alle über Fünfzigjährigen, waren Mitte der 80er schon ein Vierteljahrhundert alt. Sie liefen, von Lindgren Hausregisseur Olle Hellbom mit zartem Understatement gedreht, erstmals 1961 in der ARD. Eine DVD gibt es bis heute nicht, nur eine Zusammenfassung der dreizehn Folgen zu einem programmfüllenden Spielfilm, der Samstagmittag im Moviemento zur Vorführung kommt. Übrigens hat Kameramann Stig Hallgren die Mini-Abenteuer zwischen Süd- und Nordhof damals schon in Farbe gedreht.

Auf der nordfriesischen Insel Baltrum gibt es – fast bullerbüesk – ein Westdorf, ein Ostdorf und ein altes Ostdorf. Wer weiß, warum Ingmar Bergman seine Stunde des Wolfes (1967) ausgerechnet hier angesiedelt hat. Topografisch hat sein felsiges Filmeiland wenig mit dem echten Baltrum zu tun, dessen Dünen sich gerade 20 Meter aus der Nordsee erheben. Auch sonst sprüht das auf ein merkwürdig altersloses Paar (Liv Ulmann und Max von Sydow) und eine unheimliche Schlossgesellschaft beschränkte Insel-Universum nicht vor Realismus, sondern präsentiert sich als fantasmasierte Ausgeburt eines kranken (künstlerischen) Geistes – ideale Projektionsfläche für jugendliche Existenzängste und Selbstzweifel auch der Stadterleuchterin. Ein heutiges Wiedersehen zeigt, dass Bergmans bizarrster Film auch dem erwachsenen Blick standhalten kann. Wer Sven Nykvists delikat ausgeleuchtete Orgie in Grau auf Leinwand sehen will, hat ab Montag im Lichtblick-Kino Gelegenheit, wo am Samstag mit „Der Ritus“ und „Abend der Gaukler“ eine Bergman-Reihe eröffnet wird.

Sind die Figuren aus Bergmans Horrorkabinett aus spätnächtlichen Albträumen geboren, so begründet Nicholas Rays Denn sie wissen nicht, was sie tun... sein Setting aus klassischen sozialpsychologischen Mustern: Rebellion als fast behaviouristische Reaktion auf gesellschaftliches Versagen. Oder, wie es der Filmkritiker Roger Ebert nennt: „Wie sein Held will auch der Film verzweifelt etwas sagen, weiß aber nicht, was. Wenn er es wüsste, würde er seine Faszination verlieren.“ Natürlich ist „Rebel Without a Cause“ auch schlicht ein Dean-Film in Cinemascope und Warnercolor. Jetzt ist er in der Kurbel wieder zu sehen in einer Reihe, die zum 75. Geburtstag des Kinos dienstags einen Klassiker zeigt. Gut so! Mit einer klitzekleinen Einschränkung: Den Regisseur von Filmen wie „The Lusty Men“ oder „Johnny Guitar“ in der Programmankündigung als „Bombast-Spezialisten“ zu titulieren, zeugt nicht von cineastischem Feingefühl.

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