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CITY Lights: Flagge zeigen

Silvia Hallensleben hat ein Herz für Mexikaner

Seit fünfzehn Jahren ist das Mondlichtfest Höhepunkt des Berliner Kinderkinojahres wie auch untrügliches Zeichen, dass der Sommer dem Ende entgegengeht. Denn die vom Kinderkinobüro organisierte Party mit Filmvorführung und buntem Open-Air-Programm (für Kinder ab acht Jahren) hat traditionell am Wochenende vor Ferienende ihren Ort. Und weil der Nachwuchs immer frühreifer wird, dürfen sich die Kleinen am Sonnabend im Freiluftkino Friedrichshain bis Einbruch der Dunkelheit zu Bollywood-Klängen austoben, bevor sie von einem mit allen Hollywood-Überwältigungskinotricks gespickten Film in die Kinobänke gebannt werden.

Nein, nichts Grundsätzliches gegen Little Princess, der seine nach einem Roman von Frances Hodgson Burnett („Der kleine Lord“) inszenierte Reise in die düstere Welt einer viktorianischen Mädchenerziehungsanstalt mit Traumbildern indischer Mythen und Horrorelementen aufpeppt. Wer angesichts des Titels fürchtet, der Film könne die bei Mädchen grassierende Prinzessitis schüren, sei damit getröstet, dass die rührende Waisengeschichte statt rosa Rüschen und Glitzer eher geistige Prinzessinnentugenden propagiert. Ansonsten prangt die Produktion mit prächtiger Ausstattung, effektvollen Gewittern und nervenzerrenden Balanceakten, die sich mit Vergnügen in der Filmgeschichte bedienen.

„Little Princess“(1995) ist der zweite Spielfilm des 1961 geborenen Mexikaners Alfonso Cuarón. Als Autorenfilmer kann man Cuarón mit seinem Roadmovie Y tu mamá también studieren, das nächste Woche in einer Reihe zum Cine Latinoamericano im Martin-Gropius-Bau vorgeführt wird. Leider werden bei dem Sonnabend beginnenden Programm fast alle Filme von DVD gespielt. Doch auch auf Zelluloid ist das Latino-Kino in Berlin zur Zeit ziemlich präsent. So startet im Bali heute eine kubanische Woche mit Fernando Pérez’ Suite Habana. Und am Freitag wird im Cine Iberoamericano des Central mit Clandestinos der selten zu sehende erste Spielfilm des kubanischen Regisseurs präsentiert, der gerade sein Gast-Stipendium an der FU beendet hat. Der 1987 entstandene Film erzählt eine Liebesgeschichte aus den frühen Jahren der kubanischen Revolution. Merkwürdig unsensibel gegenüber der postkolonialen Seelenlage vieler Lateinamerikaner nur, dass die Veranstalter ihren Aushang im Kino ausgerechnet mit der spanischen Flagge schmücken.

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