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CITY Lights: Gen Italien!

In Italien ist die nationale Filmproduktion mit einem Anteil von 30 Prozent an den Gesamtbesucherzahlen eindeutig im Aufwind. Silvia Hallensleben wärmt sich an Bildern aus dem Süden.

Spätestens seit dem Europäischen Filmpreiserfolg für Matteo Garrones „Gomorrha“ – wenn auch keinesfalls allein deswegen – steht das italienische Kino auch in der internationalen Aufmerksamkeit wieder ziemlich weit oben. Ein Grund, besondere Aufmerksamkeit auf „Cinema! Italia!“ zu richten, eine seit elf Jahren vom italienischen Kulturministerium und dem Institut für Außenhandel mit allerlei anderen Institutionen ausgerichtete Leistungsschau italienischen Filmschaffens für den deutschen Markt und sein Publikum. Dieses Jahr tourt die Reihe durch 25 Städte, Berlin ist Schauplatz des Zieleinlaufs.

Heute Abend wird „Cinema! Italia!“ im Filmkunst 66 mit Agostino Ferrentes herzerwärmendem dokumentarischen Weltmusik-Märchen L''orchestra di Piazza Vittorio eröffnet (Wiederholung Sonnabend und Sonntag im Babylon und Mittwoch im FK 66). Aus der Initiative gegen eine Kinoschließung in dem römischen Einwanderer-Stadtteil rund um die dicht am Hauptbahnhof gelegene, titelgebende Piazza Vittorio Emanuele wächst langsam ein multi-ethnisches Orchester mit köstlichsten Klangmischungen aus aller Welt. Wo die tatsächlichen Grenzen zwischen den Kulturen verlaufen, zeigt Giorgio Dirittis äußerst düsteres Drama Il vento fa il suo giro über den misslingenden Zusammenstoß einer Aussteigerfamilie mit alteingesessenen Dörflern der okzitanischen Berge. Ein Kino spielt auch hier in der Rezeptionsgeschichte eine Rolle: Der Besitzer des Mailänder Cinema Mexico hatte Dirittis mit vielen Laiendarstellern gedrehten verleihlosen Low-Low-Budgetfilm auf eigene Faust ins Programm genommen. Zwölf Monate lief er dort ohne Unterbrechung und hat nur durch Mundpropaganda 45 000 Zuschauer gesammelt. Auch bei „Cinema! Italia!“ hat er den Publikumspreis erobert und wird am Sonnabend im Babylon-Mitte mit einer Gala geehrt (Wiederholungen dort Dienstag und Mittwoch, Sonntag und Montag im FK 66).

Auch der 77-jährige Ermano Olmi ist mit einem Film im Programm vertreten, dessen Held Stadthektik gegen ländliche Einfachheit tauscht: In Centochiodi ist es ein junger Philosophieprofessor, der eines Nachts dem akademischen Leben Adieu sagt und sein Leben auf franziskanische Manier unter Bauern und Fischern bestreitet. Im Vergleich zur interkulturellen Konfliktzone Dirittis ist das Landleben hier reinste Idylle. Doch als alter Herr darf man sich den Appell an das Gute im Menschen wohl leisten. Italienische Kritiker haben Olmis jüngsten Film – er selber sagt, es soll auch sein letzter sein – bereits mit seinem Meisterwerk „L’albero degli zoccoli“ aus dem Jahr 1978 verglichen.

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