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CITY Lights: Mit den Waffen des Kinos

Silvia Hallensleben über friedliche Neuerungen in Arsenal und Zeughaus

Alles fließt. Stammgäste wissen längst, dass sich Berlins bedeutendste Filminstitution ab November in Konzept, Auftritt und Namen neu definiert (ausführlicher Bericht folgt). Am Sonnabend wird die neue Arsenal-Ära eröffnet. Am Sonntag beginnt eine Reihe, die sich durchaus als Nachschlag zum großen 68er-Programm des Sommers verstehen lässt und mit Clint Eastwood den populärsten Vorstadtkino-Heroen jener Jahre ins gediegene Sony-Center bugsiert.

Coogan’s Großer Bluff (1968), der die Reihe eröffnet, war Eastwoods erste Arbeit mit Regisseur Don Siegel, eine komisch untertönte Bullen-Ballade, die den Bogen von Eastwoods frühen Italo-Western zum Großstadtcop Dirty Harry (1971, auch Don Siegel, am Dienstag) schlägt. Sheriff Walt Coogan verschlägt es dienstlich aus Arizona nach New York. Dort trifft er nicht nur auf smarte Stadtmiezen in popbuntem Großstadtdschungel, sondern auch auf tiefe Vorbehalte gegenüber Stetson und Cowboystiefeln. Actionfans werden für den bedächtigen Plot mit einer grandiosen Motorradverfolgungsjagd vor Hudson-Kulisse entschädigt. Dabei ist der an Originalschauplätzen gedrehte Film auch ein hinreißendes zeitgeschichtliches Dokument.

Neues gibt es auch aus dem Filmarchiv des Deutschen Historischen Museums, das mit dem Virtuellen Filmarchiv Teile seiner Schätze auch jenseits der Vorführungen im hauseigenen Zeughaus-Kino nun dauerhaft online stellt. Die derzeit auf der Seite (www.dhm.de/filmarchiv/marshall-plan-filme) angebotenen 58 Beispiele aus der Sammlung von US-Reeducation-Filmen erfreuen wegen der neuen Recherchemöglichkeiten – dass dabei Kinobilder in Briefmarkengröße über den Bildschirm ruckeln, wiegt dagegen vergleichsweise leicht.

Ein Grund der Arsenalistinnen für die Umbenennung von „Freunde der Deutschen Kinemathek“ in „institut für film und videokunst“ war auch die verwirrende Ähnlichkeit mit der „Deutschen Kinemathek“: Letztere hat institutionell mit dem Arsenal nichts zu tun, auch wenn sie das Kino im Hause gerne nutzt. Am heute beginnenden Symposium der Kinemathek zum Ersten Weltkrieg im Film sind die staatlich geförderten Kinos Berlins beteiligt. Das Symposium findet im Arsenal statt, die Filmreihe zeigt ab Sonnabend das Zeughaus-Kino. Hingewiesen sei besonders auf die Kriegs-Dokumentation The Battle of the Somme (GB 1916). Am Klavier: Arsenal-Hauspianistin Eunice Martins.

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