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Disney-Film: Küss den Frosch: Alt ist neu

Ein junge, schwarze Frau gerät in den Strudel dunkler Voodoo-Mächte. Sie flieht in die Sümpfe von New Orleans: Dort lebt Mama Odie, die 197-jährige Voodoo-Meisterin und Königin des Bayou. Nur sie kann den Fluch lösen. Klingt nicht nach Feelgood-Disney? Ist es aber.

Hier die Details: Dank Voodoo ist Tiana eine Froschdame. Geküsst wurde sie von einem indischen Prinzen, ebenfalls gerade Frosch. Und begleitet werden sie auf ihrer Reise von dem liebesverrückten Glühwürmchen Harry und dem Trompete spielenden Alligator Louis.

Alles neu, behauptet Disney. Und auch: alles alt. Mit „Küss den Frosch“ soll die handgezeichnete Animation aus Disneys goldenen Zeiten neu belebt werden. Die Mühe, die man sich dabei gab, ist immer spürbar. Vor allem während der herrlich animierten Musiknummern: Randy Newmans Lieder sind es, die dem Film jene Herzenswärme verleihen, die so schwer zu haben ist. Aber ja, es gab mal Zeiten, da Musical-Songs schön waren, mitreißend und raffiniert.

Andererseits ist „Küss den Frosch“ Disneys erstes abendfüllendes Werk, das auf dem Boden der USA spielt. Und vor allem: Die Prinzessin ist eine afroamerikanische Kellnerin. Allzu viel wollte man allerdings nicht riskieren: Meist ist sie nicht schwarz, sondern grün. Insgesamt ist Tiana ein weiterer Beleg dafür, wie schwer es Disney-Autoren wie Ron Clements („Die kleine Meerjungfrau“) immer noch fällt, Frauenfiguren mit mehr als einer Dimension zu erfinden. Auch hier ist es wie immer: Ohne Männer kommen Frauen nicht klar.

Neu ist zwar Tianas Ehrgeiz. „You can''t just wish upon a star“, sagt sie ganz undisneyhaft. Wenn sie dann aber zu schwungvollen Dixieland-Klängen „I’m almost there“ singt, passt sich auch die klassische Disney-Prinzessin bloß an den Geschmack einer Jugend an, die beim Superstar-Suchen längst an das neoliberale Erfolgsmodell gewöhnt wurde. Tiana trägt nur deshalb nicht Rosa, weil Gelb besser zu ihrer Hautfarbe passt.

Disney fährt alle Zutaten auf in diesem Film – und erreicht keines seiner Ziele so ganz. Doch trotz aller Disney-Marketingmaschen: Als Kinoerlebnis ist „Küss den Frosch“ – komisch, romantisch, kitschig und albern – durchaus ein Vergnügen.

In 24 Berliner Kinos; OV im Cinestar Sony Center

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