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© Tobis Film

Film: Oh my love!

Die romantische Komödie „Lieber verliebt“ mit Catherine Zeta-Jones.

Das sind die Tücken der Technik: Beim Kindergeburtstag legt Sandy (Catherine Zeta-Jones) achtlos die noch laufende Videokamera auf dem Küchentisch ab und entdeckt ein paar Tage später auf dem Computerbildschirm ihren Ehemann, der sich im Hinterzimmer über die Nachbarin hermacht. Die Hausfrau und Mutter packt die Kinder ins Auto, verlässt Mann und Eigenheim in Suburbia, um in New York City ein neues Leben anzufangen. Eine Wohnung und ein Job als Texterin bei einem Sport-TV-Kanal sind überraschend schnell gefunden, aber bald stellt sich heraus, dass die allein erziehende, Vollzeit arbeitende Mutter die Kindsversorgung nicht bewältigen kann. Eine Nanny muss her.

Da bietet sich der charmante LatteMacchiato-Verkäufer Aram (Justin Bartha) aus dem Coffee-Shop gegenüber an. Der perspektivlose College-Absolvent hat sogar ein paar Kurse im Fachbereich feministische Studien belegt und stellt sich im gut gepolsterten Kampfanzug als Prügelknabe für einen Frauen-Selbstverteidigungskurs zur Verfügung – was zu einer durchaus originellen Kennenlernszene zwischen Aram und Sandy führt. Der Mittzwanziger entwickelt einen guten Draht zu den Kindern und erobert auch bald das einsame Herz der gestressten Mutter. Nun könnten alle zusammen glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben und wir nach einer unterhaltsamen Kinostunde vielleicht doch noch einen Restaurantbesuch erwägen, aber da gibt es ein Problem, auf das Regisseur Bart Freundlich sein Publikum mit der Nase stoßen muss: der Altersunterschied.

Nun hat Woody Allen ja gerade in „Whatever Works“ bewiesen, dass ein Altersgefälle zwischen Mann und Frau von einem halben Jahrhundert zumindest im Kino nicht weiter ins Gewicht fällt. Aber in umgekehrter Richtung? Sandy ist vierzig und ihr süßer Lover gerade einmal fünfundzwanzig. Freunde und Familie wollen die Beziehung nicht so recht ernst nehmen, aber aus der Sicht des Zuschauers wirken die Hürden, die der Film zwischen den Liebenden errichtet, vollkommen aufgesetzt. Das Drehbuch lässt im Kommunikationsfluss zwischen den beiden keinerlei altersbedingte Kompatibilitätsprobleme aufkommen und selbst ödipale Verdachtsmomente wollen sich beim sorglosen Techtelmechteln nicht einstellen. Aram und Sandy sind eben nicht Harold und Maude. Die Frage, was so ein junger Hüpfer an der extrem gut konservierten Catherine Zeta-Jones finden mag, beantwortet sich ohnehin von selbst.

So erweist sich Bart Freundlichs romantische Komödie in ihrer zentralen These als dysfunktionales Unternehmen. Das ist bedauerlich, denn „Lieber verliebt“ hat Qualitäten, die man in diesem Genre oft schmerzlich vermisst. Die Dialoge sind geradlinig und temporeich. Mit Geschlechterklischees wird kreativ gespielt, ohne daraus einen Bekenntniszwang abzuleiten. Würde „Lieber verliebt“ sein Thema ein wenig radikaler formulieren, hätte daraus durchaus eine romantische Komödie mit Biss werden können. Martin Schwickert

In 12 Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center

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