zum Hauptinhalt
Naomi Watts (l.) und Gemma Jones (r.) in dem Drama "Ich sehe den Mann Deiner Traeume" von Woody Allen. Der Film läuft am 2. Dezember in den deutschen Kinos an.

© dapd

Böser Boulevard Unglücksritter: Filmkritik: "Ich sehe den Mann deiner Träume"

In seinem aktuellen Film ist sie wieder zu spüren, Allens Angst vor dem Gevatter Tod und seine Kunst, sie mit Boulevardtheater samt verschmitzter Offstimme eine Weile zu vertreiben.

Woody Allen, der 41. oder vielleicht auch der 44., jeder zählt anders, Originaltitel „You will meet a tall dark stranger“. Da ist sie wieder, Allens Angst vor dem Gevatter Tod und seine Kunst, sie mit Boulevardtheater samt verschmitzter Offstimme eine Weile zu vertreiben. Bewährte AllenMethode: Alle balgen sich um das Glück und kriegen es nicht, aber das Gebalge wirkt doch ziemlich komisch. Schauplatz ist London, Naomi Watts spielt die Galeristin Sally – unglücklich verheiratet mit einem verkrachten Schriftsteller (Josh Brolin), der nur Augen für die traumschöne Nachbarin (Freida Pinto, aus „Slumdog Millionär“ und zuletzt „Miral“) hat.

Sie aber ist ihrerseits verlobt. Sallys Vater wiederum (Anthony Hopkins) lehnt das Altwerden ab, weshalb er sich mit Viagra für ein Callgirl (herrlich dämlich: Lucy Punch) aufputscht und sie gleich heiratet, worauf diese sein Vermögen in Pelzmänteln verprasst und mit einem knackigen Bodybuilder davonzieht. Sallys Mutter (herrlich flattrig: Gemma Jones) rennt vor lauter Kummer ob ihres Ex-Manns zur Wahrsagerin, glaubt deren Unsinn aufs Wort und nervt alle Welt mit den Prophezeiungen. Sie ist die Einzige, die ein Stück vom Glück abbekommt. Motto: Illusionen helfen mehr als Pillen. Nur wer sich richtig was vormacht, zwingt die rüde Realität in die Knie. Die anderen bleiben Unglücksraben.

„Ich sehe den Mann deiner Träume“ lehrt zweierlei. Bei Allen machen sich erstens sämtliche Stars gern zum Affen, und man schaut ihnen gern dabei zu. Wobei die Frauen das größere komödiantische Talent mitbringen. Bester Beweis ist die Szene, in der Naomi Watts auf Bitten ihres Chefs (Antonio Banderas) beim Juwelier kostbare Ohrringe anprobiert (für die Gattin) und vor lauter vergeblicher Verliebtheit und Verlegenheit ein virtuos verdruckstes Mienenspiel hinlegt. Zweitens hüte man sich vor Allens albernen Scherzen. Der ganze Spaß mündet am Ende in echte Bösartigkeiten. Allen, der Altersmilde? Kann warten.

Ab Donnerstag in 13 Berliner Kinos. OmU im Babylon Kreuzberg, Hackesche Höfe, OV im Cinestar SonyCenter

Zur Startseite