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Friendship

© Sony

Filmkritik: Kiffen am Grill

Noch ’ne Buddy-Komödie: "Friendship!" erzählt von Ossis in Amerika. Das Ende wird unversehens ernst - und stark.

Dass Darth Vader der Vater von Luke ist, wissen sie nicht. Dass David Hasselhoff die Mauer zu Fall brachte, schon: Tom und Veit sind Ossis. Kaum ist die Mauer weg, machen sich auf den Weg nach San Francisco. Weiter westlich geht nicht.

Ossis in Amerika also. Weil aber das Geld nur reicht für den Flug nach New York, müssen die beiden Abenteurer per Anhalter ihr Glück versuchen. Aus dieser Konstellation entwickelt Regisseur Markus Goller ein recht kurzweiliges Roadmovie. „Friendship!“ leidet allerdings an einer Schwäche, die typisch ist für Filme dieser Art: die Besetzung jener Fremden, mit denen die Helden es zu tun haben im fremden Land. Hier folgt ein Knallcharge auf den nächsten, sei es der kiffende Comiczeichner, eine Gruppe beinharter, Marshmallows grillender Easy Rider, ein Vater, der die Ehre seiner Töchter mit der Schrotflinte verteidigt oder eine Streifenpolizistin, die zu öffentlich ausgelebter FKK-Kultur ein anderes Verhältnis hat als der gemeine DDR-Bürger. Dabei wären aus dem Zusammentreffen unbedarfter Ossis mit ahnungslosen Amerikanern noch ganz andere Funken zu schlagen gewesen, hätte man ausgetretene Pfade hin und wieder gemieden.

Die Freundschaftsgeschichte zwischen Tom (Matthias Schweighöfer) und Veit (Friedrich Mücke) entspinnt sich an tausendfach abgefilmten Postkartenmotiven entlang, und selbstverständlich sorgt schließlich eine Frau (Alicja BachledaCurus) für den vorübergehenden Bruch zwischen den beiden. Es ist überhaupt ein sehr rosiges Bild, das da von den USA gezeichnet wird. Größere Risiken sind Markus Goller und sein Autor Oliver Ziegenbalg, der auch für die gerade gestartete Unikomödie „13 Semester“ verantwortlich zeichnet, hier jedenfalls nicht eingegangen.

Vielleicht fühlten die Macher sich allzu sehr der Vorlage verpflichtet: „Friendship!“ schöpft aus den Erinnerungen des Produzenten Tom Zickler („Keinohrhasen“), der kurz nach dem Mauerfall gemeinsam mit einem Freund die Staaten bereiste. Zickler verzichtete darauf, seine Erinnerungen zu verfilmen; er fühle sich, wie er im Anschluss an die Berliner Premiere sagte, „zu nah dran“. Ganz sicher aber schlug sich das Engagement von Pro7 und Sony in der gepflegten Gefälligkeit dieses Films nieder: „Friendship!“ wird auch zu bester Sendezeit niemandem zu nahe treten.

Und doch: bei allen Einwänden, die man gegen die Risikovermeidung vorbringen kann – „Friendship!“ gefällt. Gerade der leichte Tonfall ist Grundlage dafür, dass am Ende, wenn das Geschehen unversehens ins Ernste stürzt, die Wirkung dieser Eintrübung besonders stark ist. Dieser durchaus berührende Schluss, wenn Veit vor einem Postamt in San Francisco auf seinen einst aus der DDR geflohenen Vater wartet und dann auch nicht viel besser wegkommt als Luke mit seinem Darth Vader, ist gut ausgedacht, und die jungen Hauptdarsteller zeigen sich dieser Szene sehr als gewachsen. Schauspieler-Frischling Friedrich Mücke ist eine Entdeckung.

Bereits auf den Hofer Filmtagen war zu beobachten, dass junge deutsche Regisseure sich wieder für das Erzählen von Jungmännergeschichten interessieren – von Freundschaften, Ritualen, Konflikten und Obsessionen, die mehr sind als schablonenhaft in den Mix geworfene Elemente zur Konfliktaufschürzung. „66/67“ ist eben kein Fußballfilm, „13 Semester“ mehr als nur Uni-Klamotte, „Parkour“ (Kinostart: 13. März) alles andere als ein Trendsport-Movie. Manche dieser jungen Filme kommen zwar auch nicht weit über die allseits dominierende TV-Ästhetik hinaus. Aber sie schauen doch genauer hin als entsprechende Fernsehkomödien – ohne den Anspruch auf Unterhaltung aufzugeben.

In dieser Reihe ist „Friendship!“ nicht eben der stärkste. Seine an Werbeclips geschulten Produktionswerte kommen ein bisschen zu aufgemuskelt und glatt daher, als es für eine so kleine Geschichte gut ist. Aber das Unbehagen, das einen bei Produktionen dieser Art häufig beschleicht, will sich hier einfach nicht einstellen.

Es liegt wohl am unangestrengt glaubhaften Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, dass man „Friendship!“ vieles verzeiht und sich stattdessen an der Unbekümmertheit erfreut, mit der er die Klischees zwar gelegentlich umschifft, oft aber auch mit beiden Händen voll hineingreift. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist auf angenehme Weise mit der eigenen Bedeutungslosigkeit versöhnt, weder krampfig noch klamottig, und schöpft gerade so viel aus den Klischee-Töpfen, dass es noch zu ertragen ist.

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Die Kritik zu „Nanga Parbat“ ist am

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