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Jan Kounens: "Coco Chanel & Igor Stravinsky"

Er fegt mit ausgreifender Bewegung die Blätter zu Boden, Glas fällt und bricht, Alkohol spritzt. Russische Leidenschaft, wie das Drehbuch sie will. Sie gleitet wie ein Schatten durch den Raum, schmal und schön. Französische Eleganz, wie der Laufsteg sie kennt.

Der Bär und die Elfe – oder, wie es Chris Greenhalgh, Autor des Romans „Coco und Igor“ ausdrückt: russischer Wodka und französisches Parfüm. Mads Mikkelsen spielt Igor Stravinsky mit melancholisch-trüben Blick, liegt bevorzugt im Laub oder brütet am Klavier. Anna Mouglalis ist Coco Chanel, erlesen in Originalkostümen, doch mehr Pose als Porträt. Im vergangenen Jahr war Audrey Tautou „Coco avant Chanel“, in Anne Fontaines elegant-oberflächlichem Film über die Jugend der Modeschöpferin. Mehr über diese Frau, die Selbstständigkeit zur Marke macht, auf Kosten ihres eigenen Glücks, erfährt man auch hier nicht.

Wie sehr es auf die richtige Mischung ankommt, erlebt Coco Chanel 1921 im südfranzösischen Grasse, als sie ihr erstes Parfüm kreiert. Immer wieder lässt sie die Proben zurückgehen: „zu süßlich“. „zu herb“. Am Ende ist es das fünfte Fläschchen: Chanel No. 5. Doch in dem Film, den Jan Kounen nach Greenhalghs Roman gedreht hat, stimmt die Mischung nicht. Süßlich, ja, auch herb, vor allem in Anna Mouglalis’ verschlossenem Gesicht. Parfüm wird erfunden, Wodka fließt, doch Leidenschaft, die stellt sich nicht ein.

Ob es wirklich Leidenschaft war, jene Begegnung zwischen der Modeschöpferin und dem Komponisten – die Biografien schweigen dazu. Fest steht: Sie besucht die Uraufführung von „Sacre du Printemps“ 1913 in Paris. Sieben Jahre später lädt sie Stravinsky samt Familie auf ihren Sommersitz ein. Sie werden bis ans Ende ihres Lebens in Kontakt bleiben.

Der Film macht daraus eine Schicksalsbegegnung, eine Liebe des Lebens – und gegen den Tod. Coco steht noch unter dem Eindruck des Todes ihres Geliebten, Stravinsky weiß, dass seine Frau nicht mehr lange zu leben hat. Doch gerade sie, diese Catherine, die Cocos Eleganz, ihrer Selbstständigkeit nur Familiensinn entgegenzusetzen hat, erweist sich am Ende als der stärkste Part. Weil die russische Schauspielerin Elena Morozowa mehr Leidenschaft, mehr Wahrhaftigkeit in ihre Rolle legt als die beiden hölzern agierenden Stars.

Capitol, Cinema Paris (auch OmU), Cinemaxx, Cinestar Sony-Center (OmenglU), Kino in der Kulturbrauerei

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