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Komödie: Ein komischer Kauz

Länglich: Daniel Levys Komödie „Das Leben ist zu lang“ ist eine Satire über den Filmbetrieb und entlockt dem Publikum nur wenige Lacher.

Die Pressevorführung dieser Komödie unlängst im Berliner Delphi-Kino geriet zur überwiegend grabesstillen Séance. Der Verfasser dieser Zeilen musste immerhin einmal in sich hineinlächeln, da gab Kurt Krömer in einer kurzen Szene den total verheulten Bankberater – aber das war einer grundsätzlichen Anfälligkeit für Krömerschen Unsinn geschuldet. Ein echter Hohoho-Laut aber entrang sich dann einer Männerkehle in den hinteren Reihen, als der Held zu seiner Frau im Bett sagt: „Im Dunkeln siehste aus wie früher.“

Nun mag es um den Humor von deutschen Filmjournalisten nicht zum Besten stehen – aber irgendwas hätte da doch lachmuskeltechnisch losgehen müssen angesichts einer Satire über den Filmbetrieb, angerichtet von Dani Levy, dem einzigen Regisseur mit dem gewissen Woody-Allen-Etwas, den wir in Deutschland haben. Zumal Markus Hering als der verkrachte Regisseur Alfi Seliger durchaus einen gewissen Woody-Allen-Touch hat, jedenfalls des früheren Woody, als Ritter von der entschieden überkandidelt traurigen Gestalt. Tja. Aber.

Dabei fährt Dani Levy ordentlich auf. Sein Alfi ist nicht nur unvermutet krisen-pleite, also bankbetrogen, was Krömer zu besagter Heulszene veranlasst, sondern auch seit seinem sehr einstigen Erfolgsfilm „Das blaue Wunder“ total aus dem Geschäft. Seine Kinder sind zudem so verzogen wie ungezogen, und seine Frau (Meret Becker), die zur Aufbesserung des Familieneinkommens miese Filmchen synchronisiert, macht mit ihrem Synchronregisseur (Justus von Dohnányi) rum. Da kommt die – zwar schwer verständliche – Bereitschaft eines UraltMoguls (Hans Hollmann) gerade recht, ein angegammeltes Drehbuch Seligers über die Mohammed-Karikaturen zu verfilmen. Zumal dessen russische Gattin, die Veronica Ferres mit geradezu uuuunwiderrrrrstehlich slawischem Akzent anlegt, ein Auge auf Seliger wirft – vorausgesetzt, er besetzt sie in seiner ultimativen Komödie namens „Mo-ha-ha-med“ mit der tragendstmöglichen Rolle.

Was auf dem Papier nach einer gewissen Rasanz schreit, entwickelt auf der Leinwand allerdings bald unabweisbare Klebrigkeit. Fremdschämen ist schon früh angesagt – obwohl die beteiligten Stars aus heimischen Landen auch in kleinen Rollen eifrig bei der Sache sind: Gottfried John etwa als Altstar Georg Maria Stahl (wer mag mit diesem Namen wohl vergackeiert sein?) oder Udo Kier als Seelenklempner Dr. Tabatabai (oho!), Elke Sommer als underprotecting jüdische Mamme des Regisseurs, Yvonne Catterfeld als Seriensternchen und und und. Justus von Dohnányi und Meret Becker allerdings sind nicht zu toppen: Er muss gottserbärmlich rumschreien, sie dagegen ist so todesmutig unkomisch, dass einem wiederum ganz komisch dabei zumute werden könnte.

So geht der Film dahin, bis zu einem kleinen Überraschungstwist aus der dramaturgischen Mottenkiste, aber immerhin: Überraschung! Und seine Moral? Verrückte Welt, diese Filmleute, aber wem sagen wir das. Untermalt ist die muntere Szenenfolge mit einem noch muntereren Dauermusikteppich, der so allermunterst im neueren deutschen Film eher selten Anwendung findet. Vielleicht ist er es ja am Ende, der gute Laune macht. Wenigstens dem Publikum.

In zwölf Berliner Kinos

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