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Nominierungen zum deutschen Filmpreis

© dpa

Nominierungen: Deutscher Filmpreis: So kann’s gehen

Kurz und witzig- mit Iris Berben und Bruno Ganz: In Berlin wurden die Nominierungen zum 60. Deutschen Filmpreis präsentiert. "Das weiße Band" ist gleich 13-mal nominiert.

Der Charme-Offensive, für Filmleute zu überrumpelnd nachtschlafend morgendlicher Zeit gestartet, konnte sich sogar der Kulturstaatsminister nicht entziehen. Verblüffend locker holte er sich auf einer der kürzesten Pressekonferenzen aller Zeiten seine Lacher, als Moderator Benjamin Herrmann ihm noch mal das Wort erteilte. Na, falls er nachher hier nicht mehr drankomme, ließ sich Bernd Neumann launig vernehmen, wolle er schnell die – übrigens durchaus relevante – Nachricht loswerden, dass nicht er, wie zu derlei Anlässen weidlich gewohnt, die 60. Gala zum deutschen Filmpreis eröffnen werde. Sondern Angela Merkel.

Bis dahin waren gefühlte sechs Minuten der Veranstaltung im Berliner Filmmuseum vergangen und hatten mit einem Schlag jedwede Erinnerung an die unendliche Bräsigkeit ihrer Vorgängerinnen verwischt. Die einst unter Michael Naumann talkshowreif und zeitüppigst in den Adlon-Sälen steigenden abendlichen Nominierungsgelage in Anwesenheit geldsegenbedürftiger Filmleute, gegen die die eigentliche Gala später wie ein blasser Abklatsch wirkte? Vergessen. Und zuletzt die alljährlichen Rumsitzereien im Frühstücksfernsehen, zeitraubende Nominierungslisten-Ablesereien mit Neumann und Ex-Filmakademiepräsidentin Senta Berger inklusive? Keine Ahnung. War da was?

Jetzt aber, so viel ist sicher, war''s witzig. Schon das freche Oscar-Understatement Benjamin Herrmanns, der die „Milliarden Menschen“ draußen an den Bildschirmen begrüßte, machte Laune. Und dann erst das frisch gewählte, Günter Rohrbach und Senta Berger ablösende Präsidentenpaar der Filmakademie: Iris Berben ein wenig versonnen, aber palatal sowie bilabial fein artikulierend, Bruno Ganz daneben als so schein- wie wunderbar leicht derangierter älterer Herr. Zum Beispiel nach Herrmanns Frage, warum er sich habe zum Präsidenten wählen lassen. Nun, räuspert Ganz sich frei, da sei erstens die Lust gewesen, was zu machen, was man nicht kann, zweitens das Vertrauen der Filmakademie und, fügt er in unverwechselbar Ganz’schem Nöselsingsang hinzu, da sei auch „etwas Eitelkeit dabei, das will ich nicht verhehlen“.

So kann’s gehen. Und so kann’s künftig gern weitergehen mit der Filmakademie, so unsteif wie kreativ. Kaum ist das neue Auswahlverfahren, für dessen kognitiv durchgreifendes Begreifen eine spätere Tagesstunde vonnöten wäre, in drei Sätzen erläutert, hat Ganz seinen nächsten köstlichen Auftritt. Herrmanns Investigativrecherche, warum es in den Einzelkategorien nun vier statt drei Bewerber gebe, kontert er mit der Gelassenheit des Grandseigneurs. „Da bin ich gebrieft worden“, sagt er und entnimmt seiner Hosentasche umständlich einen Zettel: „Weil die Auswahl so groß war.“

Kommen wir zum plötzlich fast Unwesentlichen. 13 Nominierungen für „Das weiße Band“ werden nach all den Trophäen-Triumphen allgemein abgenickt; dass Feo Aladags deutsch-türkisches Familiendrama „Die Fremde“ mit sechs Nominierungen folgt, ist dann ein ebenso schöner Clou wie die Anerkennung für Hans-Christian Schmids im Kino leider grausam gefloppten „Sturm“ (fünf Nominierungen). Und dass in der Königskategorie der nominierten Spielfilme, nun ja, auch die „Wüstenblume“ duftet, werden wohl nur die hartnäckigsten Verfechter von Benjamin Heisenbergs „Räuber“ beklagen. Und wo bleibt „Zweiohrküken“, der Publikumsliebling der Saison, und „Zeiten ändern dich“, die Bushido-Bio aus dem Hause Constantin? Tja, nicht eingereicht heißt nicht vorausgewählt heißt nicht nominiert heißt kein Preis. Die Filmgemeinde wird es zu verschmerzen wissen.

Alles dufte also, bis auf eines: Ein bisschen mögen die auf dem Podium versammelten Persönlichkeiten noch an ihrem Türkisch feilen. Bei der Verlesung einiger Namen rund um „Die Fremde“ gab es manche unüberhörbare, gar demonstrative Intonationsschwierigkeit. Bis zur Gala am 23. April aber sollte auch das behoben sein.

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