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Hackman

© dpa

Runder Geburtstag: Gene Hackman: Sanfter Schurke

Auf der Leinwand pflastern Leichen seinen Weg. Inzwischen hat er die Nase voll von brutalen Filmen - und beweisen muss er gar nichts mehr. Dem Schauspieler Gene Hackman zum 80.

Dem Hollywoodkino wird gern politische Feigheit vorgeworfen. Aber wenn es um die Darstellung des US-Präsidenten geht, kennt die Filmindustrie kein Erbarmen. Es hat auf der Leinwand trottelige und unsympathische Präsidenten gegeben. Das größte Wagnis ging Clint Eastwood mit seinem Politthriller „Absolute Power“ (1997) ein: Dort ist der Mann aus dem Weißen Haus ein sexueller Sadist, der seine Geliebte ermordet. Welchem Darsteller konnte man den Würdenträger ebenso abnehmen wie den brutalen Lüstling? Gene Hackman meisterte diesen Balanceakt.

Gewalt ist das Leitmotiv in der Filmografie Gene Hackmans, der heute seinen 80. Geburtstag feiert. Mag er privat ein Liberaler und ein fürsorglicher Familienvater sein, auf der Leinwand pflastern Leichen seinen Weg. Seine erste Oscar-Nominierung erhielt er für „Bonnie und Clyde“ (1967) und seinen ersten Oscar für „French Connection“ (1971), zwei der damals brutalsten Filme. Das Südstaatendrama „Mississippi Burning“ (1988) erzeugt Lynchstimmung gegen Lynchmörder; der Film verherrlicht gesetzeswidrige Maßnahmen. Wenn Hackman einem Rassisten die Hoden zerdrückt, ertappt sich der antirassistische Zuschauer dabei, wie er das gut findet. Auf der Berlinale 1989 gewann Hackman für seinen FBI-Agenten Anderson einen Silbernen Bären.

Das Kinopublikum hat ihn nie jung erlebt. Er muss schon als Jugendlicher reif gewirkt haben, denn als er mit 16 die Schule abbrach und zu den Marines ging, bemerkte niemand seine falschen Altersangaben. Mit Gelegenheitsjobs hielt er sich über Wasser: als Türsteher, als Möbelpacker. Erst mit 30 Jahren nahm er Schauspielunterricht. Seine Ausbildungsstätte, das Pasadena Playhouse, machte ihm keine Hoffnungen: Er und ein gewisser Dustin Hoffman wurden in einer Abstimmung zu den Schülern mit den geringsten Erfolgsaussichten gewählt. Hollywood hatte lange Zeit nur Nebenrollen für ihn; den Detective Doyle in „French Connection“ bekam er, nachdem sechs andere Schauspieler abgesagt hatten.

Der harte Weg nach oben hinterließ Spuren. Erst einmal etabliert, hatte Hackman keine Lust mehr auf Experimente. Er bevorzugte Blockbuster wie „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (1972) und „Superman“ (1978). Für den Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) war er die erste Wahl und lehnte ab; dafür präsentierte er in Eastwoods Western „Erbarmungslos“ (1992) einen unvergesslichen Schurken, der ihm einen zweiten Oscar einbrachte. Seit 2004 ist er in keinem Film mehr aufgetreten. Herzprobleme mögen ein Grund sein, aber er hat auch finanziell ausgesorgt und muss als Künstler nichts mehr beweisen. Vor allem hat er die Nase voll von brutalen Filmen. So sehr er in ihnen überzeugte hat, es war nicht seine Welt. Andere Rollen wurden ihm kaum angeboten. 

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