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© dpa

Waltz gewinnt Oscar: Bingo!

Waltz gewinnt, Haneke geht leer aus.

Deutsche, die Nazis spielen, mit rüdem Ton und rollendem R, das kennen die Amerikaner, seit sie die von den Nazis ins Exil vertriebenen Schauspieler mit Kinorollen versorgten. Ein Österreicher, der mit unwiderstehlichem Charme und leicht näselndem Wiener Akzent einen sadistischen SS-Offizier spielt, das mögen sie offenbar lieber (und unsereins auch): Der Oscar für Christoph Waltz als bester Nebendarsteller in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ zeichnet einen denkbar eleganten Bösewicht aus, das erste geniale Monster mit guten Manieren seit Anthony Hopkins in „Das Schweigen der Lämmer“.

Die Palme in Cannes, der Golden Globe, nun der Goldjunge aus Hollywood: Die Glückssträhne des 52-Jährigen reißt nicht ab, verdientermaßen. Als deutschsprachiger Schauspieler war zuletzt Maximilian Schell mit einem Academy Award geehrt worden, vor 49 Jahren. „Penelope Cruz und der Oscar, das ist der Super-Bingo“, sagte Waltz, als Cruz ihm die Trophäe überreichte, um seinem Ruf als Sprachgenie alle Ehre zu machen und sich in formvollendetem Englisch bei Quentin und überhaupt all seinen Mitstreitern zu bedanken, das knappe Zeitlimit von 45 Sekunden nicht überschreitend. Nach der Gala bekennt Waltz, er sei schockiert gewesen, als sein Name fiel. „Ich bin es vielleicht immer noch. Wenn ich blödes Zeug rede, vergeben Sie mir“, entschuldigte er sich.

Und „Das Weiße Band“ von Michael Haneke, der in den USA 1,8 Millionen Dollar eingespielt hat? Die Schwarz-Weiß-Produktion der Berliner Firma X-Filme galt als Favorit für den Auslands-Oscar, gewonnen hat jedoch „El secreto del sus ojos“ aus Argentinien. Burghart Klaußner, der in Hanekes Dorfgeschichte den Pfarrer spielt und mit dem Regisseur, dessen Ehefrau und seinen Kollegen Susanne Lothar und Christian Friedel im Saal saß, gesteht am Telefon, er habe innerlich schon geflucht, als der Name des argentinischen Thrillers fiel. Und zitiert dessen Regisseur, Juan José Campanella, der gescherzt hatte, man spiele ja nicht mal Karten mit Leuten, die alle verlieren wollten.

X-Produzent Stefan Arndt, der ebenfalls im Kodak Theatre saß, sagt es so: „,Das weiße Band’ ist ein wagemutiger Film, ohne Farbe, ohne Stars, ohne Musik, ohne Ende. Genau darauf sind wir alle stolz, auch wenn es vielleicht nicht so gut zu den Oscars passt.“ Also keine Enttäuschung, zumal noch nie ein Film nach der Goldenen Palme und dem Golden Globe auch einen Oscar gewann. Gefeiert hat die Haneke-Truppe im nahe gelegenen Café des Artistes. Mit dabei: X-Filmer Tom Tykwer, Doris Dörrie, Bernd Eichinger, Filmförderer und Fernsehredakteure. chp

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