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''Warten auf Angelina'': Knips mich!

Eine Low-Budget-Farce über den Celebrity-Hype: Hans-Christoph Blumenbergs Satire "Warten auf Angelina" begleitet zwei ungleiche Kamera-Konkurrenten.

Sagt der Friesen-Spießer zum Zonen Knipser: Bei uns auf Pellworm ist nie was los, bis auf diese eine Flut, 1634. Sagt der Zonen-Knipser zum Friesen-Spießer: Das war eine heiße Nacht in Kitz, damals mit Franz. Keine Namen! Ich bin kein Paparazzo, nenn mich Knipser.

Maik und Momme, der Knipser und der Friese, haben viel Zeit für solche Sprüche. Sie sitzen auf einer Dachterrasse in Berlin-Mitte, sind beide in die Mansardenwohnung des im Indischen Ozean törnenden Promi-Zahnarztes Katelbach eingestiegen und liegen auf der Lauer. Brad Pitt und Angelina Jolie, das heißeste Paar der Saison, soll im Loft gegenüber Quartier machen. „Warten auf Angelina“: Maik tut es aus beruflichen, Momme aus privaten Gründen (er will die Ex vom Fanclub Pellworm mit Brangelina-Fotos bezirzen).

Ungleiches Duo: Florian Lukas als Maik mimt den coolen Weltenbummler („der Bill hat gesagt, nein, nicht Clinton, der mit der Software. Keine Namen!“) und Kostja Ullmann als Landei von der Nordseeinsel den Aufgeweckten, der Maiks Schlagfertigkeit nicht selten toppt. Und spätestens wenn es um Fußball oder Kino geht, mutieren die Kamera-Konkurrenten prompt zu Kumpels.

Regisseur Hans-Christoph Blumenberg („Rotwang muss weg“) gehört einer fast schon ausgestorbenen Spezies von deutschen Filmemachern an: Er kann Komik mit Klugheit paaren und scharf gewürzte Dialoge schreiben. Bloß paart sich der Wortwitz nicht mit dem für eine gute Komödie unerlässlichen Bilderwitz. Das Forcierte der Situationspointen konterkariert den Verbal-Slapstick. Alles so ausgedacht hier: Ständig tauchen Katelbach-Damen in der Mansarde auf – Anna Brüggemann als hübsche Blumengießerin, Barbara Auer als hysterische Geliebte, Leslie Malton als zickige GEZ-Fahnderin, Jana Pallaske als durchtrainierte Pizza-Botin, Gudrun Landgrebe als sexy Staatssekretärin –, derer sich die Jungs mit Fakes und Finten erwehren müssen.

Blumenberg hat die Low-Budget-Farce über den Celebrity-Hype ohne TV-Beteiligung und mit nur geringer Förderung in zwölf Tagen „guerillamäßig“ (HCB) in seiner Privatwohnung gedreht. Das Ergebnis ist kurzweilig, grundsympathisch, aber kaum gefährlich. Kein wildes Blitzwitzgewitter, sondern ein Knipsfilm, heiter rhythmisiert mit Tages-Motti von Billy Wilder, Gerhart Hauptmann und Wilhelm Busch. Nichts gegen kleine, schnelle Filme. Aber wer die Medien-Camarilla aufs Korn nimmt, von dem wünschte man sich außer der frechen Schnauze auch ein paar freche Kameraeinstellungen.

Babylon Kreuzberg, Cinemaxx Potsd. Platz, FT Friedrichshain, Kurbel, Rollberg

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