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Fata Morgana

© Promo

Wüstenfilm: Trau keinem Fremden

Mit sehr viel Wüste und exzellenten Hauptdarstellern hat Simon Groß den Psycho-Thriller "Fata Morgana" gedreht.

Es beginnt als Mutprobe, als Herausforderung. Ein strahlend schöner Tag mit Picknick und Sex in der Wüste, und auf der Rückfahrt, schon fast wieder zurück in der Stadt, fragt sie ihn etwas enttäuscht: „Und, war es das jetzt?“ Der Kick, das große Abenteuer: mehr ist es nicht, was Laura (Marie Zielcke) und Daniel (Matthias Schweighöfer) suchen, als sie sich entscheiden, die Wüstenpiste zu verlassen und querfeldein zu fahren.

Sehr viel mehr als Wüste und die beiden exzellenten Hauptdarsteller braucht auch Regisseur Simon Groß nicht, um in seinem Spielfilmdebüt „Fata Morgana“ einen beklemmenden Psychothriller zu entwerfen. Denn obwohl Laura und Daniel, vom rechten Weg abgekommen, schnell gegen Hitze und Durst und ums Überleben zu kämpfen haben, findet der eigentliche Konflikt viel subtiler zwischen ihnen statt. Ein geheimnisvoller Fremder („Betty Blue“-Star Jean Hugues Anglade) taucht auf und bringt die Misstöne in der jungen Beziehung zum Schwingen: Eifersucht und Misstrauen auf Daniels Seite, Überlegenheit und Ungeduld bei Laura.

Unreife und Kommunikationsunfähigkeit hat der Regisseur bei den Protagonisten als Kern des Unheils diagnostiziert. Schon in dem lastenden Schweigen, in den nicht ausgesprochenen Vorwürfen, im lauernden Beobachten und der Unfähigkeit zur zärtlichen Geste lauert das Scheitern. Der Fremde ist nur noch der Katalysator, der die Katastrophe auslöst.

Ein beeindruckend konsequentes Debüt ist Simon Groß gelungen – der Film hat nicht umsonst gerade beim Münchner Filmfest den Nachwuchspreis bekommen –, wären die Protagonisten nicht gar so unsympathisch. Diesen unreifen Wohlstandskids, die von dem Land, durch das sie reisen, nichts sehen außer schöner Oberfläche, gönnt man die schmerzhafte Erdung. Und fühlt sich durch die vorhersehbare Auflösung am Schluss doch etwas betrogen. Christina Tilmann

In den Berliner Kinos Broadway, Central, Kino in der Kulturbrauerei, Rollberg

Christina Tilmann

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