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''You Kill Me'': Der Mörder schwankt

Schon beim ersten Date gibt Frank frei von der Leber zu, dass er Alkoholiker und Berufskiller ist. Die Frau entgegnet nur: "Nobody’s perfect". Schrill: John Dahls Noir-Komödie "You Kill Me“.

Frank Falenczyk (Ben Kingsley) hat’s auch nicht einfach. Sein Job ist es, Menschen professionell ins Reich der Toten zu befördern. Aber weil er nicht mehr ganz jung ist und auch noch ein ausgesprochenes Faible für Wodka hat, verschläft er schon mal einen Auftrag. Auch Killer sind nur Menschen.

So viel Menschlichkeit allerdings kann sich ein Unternehmen wie die polnische Mafia von Buffalo nicht leisten. Man steht schließlich in einem harten Wettbewerb mit der sehr gut organisierten Kriminalität aus Irland und Fernost. Deshalb schicken die Bosse den armen Frank aus dem amerikanischen Osten nach San Francisco zu den anonymen Alkoholikern. Und weil das Drehbuch eine Schwäche für skurrile Konstellationen hat, muss der knittergesichtige Frankie-Boy dort auch noch einen Job als Leichenpräparator annehmen.

Kein ganz schlechter Scherz: Der Killer auf Entzug kümmert sich liebevoll um die Toten. Dabei handelt er sich prompt eine romantische Verwicklung mit einer raspelstimmigen Femme Fatale (Téa Leoni) im Trenchcoat ein. Schon beim ersten Date gibt Frank frei von der Leber zu, dass er Alkoholiker und Berufskiller ist. Die Frau entgegnet nur: „Nobody’s perfect, Frank.“ So viel Verständnis zeigt nicht jede.

Dass dieser launige Film erstaunlich gut funktioniert, liegt vor allem daran, dass Regisseur John Dahl mit großer Gelassenheit vorgeht. Er rückt seine Pointen nicht stolz ins grelle Licht, sondern verweist auf sie eher mit beiläufiger Handbewegung. Schon früh in seiner Karriere hat Dahl bewiesen, dass ihm der Film Noir sehr am Herzen liegt. Mit „You Kill Me“ knüpft er an Vorgänger wie „Kill Me Again“ (1989) und „The Last Seduction“ (1994) an, fügt aber noch eine doppelte Brise makabren Witz hinzu. Dahl zwingt somit – farblich gut abgestimmt – schwarze Serie und schwarzen Humor zur seltenen Gattung der Noir-Komödie zusammen. Das hört sich dann so an: Als Frank einmal gefragt wird, was er denn beruflich mache, ob er auch Leute heuere, antwortet der Killer: „Nein, ich feuere.“ Julian Hanich

Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, Kulturbrauerei; OmU im Central und im Moviemento

Julian Hanich

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