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Kippenberger-Bild: Gruß vom Eiermann

Das Gemälde "Dinosaurierei" von Martin Kippenberger bringt bei seiner Versteigerung in Amsterdam über eine Million Euro ein, das Dreifache seines Schätzpreises.

Klein und schutzlos liegt es da, das Dinosaurier-Baby in seiner Eierschale. Noch ist es nicht geschlüpft, aber draußen wartet schon die Welt der abstrakten Malerei. Oder ist es eher dekorative Teppichknüpferei, wie das Mäanderband am Gemälderand suggeriert? Martin Kippenberger, der Klassenclown der Kunst, hat es 1996 wenige Monate vor seinem frühen Tod mit 44 Jahren gemalt. Über seine Bedeutung wird bis heute gerätselt, wie so oft bei Kippenberger, der von sich selber erklärte: „Ich arbeite daran, dass die Leute sagen können: Kippenberger war gute Laune.“

Hinter dem Motiv könnte alles stecken: eine Anspielung auf den Dino-Wahn, der Anfang der 90er Jahre mit Steven Spielbergs Film „Jurassic Park“ einsetzte, ein Selbstporträt des Künstlers, der sich als verletzliches Riesenbaby stilisierte, oder die symbolische Wiedergeburt der Malerei, die Mitte der Neunziger als ausgestorben galt. Nun hat das monumentale Werk von 2 mal 2,40 Metern Größe neue Aufmerksamkeit erfahren. Bei der Versteigerung der Peter Stuyvesant Collection am Montag in Amsterdam brachte das „Dinosaurierei“ über eine Million Euro ein, das Dreifache seines Schätzpreises. In den letzten 14 Jahren hatte es sich mit anderen Gemälden hoch über den Häuptern der Zigarettendreher in einer Werkhalle des holländischen Rauchwarenherstellers befunden. Der Neubesitzer blieb bislang unbekannt.

Nur drei Wochen zuvor wurde von Kippenberger das Gemälde „Fliegender Tanga“ für 2,8 Millionen Euro versteigert, knapp am eigenen Auktionsrekord vom Vorjahr vorbei. Die Werke des Künstlers werden höher denn je gehandelt, insbesondere jene Serie der „Eierbilder“, zu der auch das Dinosaurierbild gehört. In einem Interview hatte der Künstler erklärt, dass er einfach ein Motiv gesucht habe, das für ihn noch übrig war. Was Warhol die Banane, sei für ihn das Ei gewesen, dem bislang in der Malerei noch keine Gerechtigkeit widerfahren sei, ebenso wenig wie dem Spiegelei. Zu den schönsten Eiereien aber gehört jene Fotografie des Künstlers, der im Burgenland mittags mit einem motorisierten Dreirad vom Atelier zu seinem Stammlokal fuhr, da er selbst keinen Führerschein besaß. Auf der Ladefläche war ein riesiges Plastikei montiert. Mit dem Megaphon kündigte er stets seine Ankunft an: „Klingelingeling, hier kommt der Eiermann!“ Im Wirtshaus wurde dann die „Hallöchen“-Fahne gehisst. Nicola Kuhn

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