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Das Geschwister-Trio Kitty, Daisy & Lewis.

© PIAS

Kitty, Daisy & Lewis live in Berlin: Lässig aus der Hüfte

Kitty, Daisy & Lewis stellen in der ausverkauften Berliner Columbiahalle ihr drittes Studioalbum vor. Auch die Eltern des Londoner Geschwister-Trios stehen wieder mit auf der Bühne.

Von Oliver Bilger

Die Tourvorbereitungen der Geschwister Kitty, Daisy und Lewis kann man sich vorstellen wie bei einem Familienausflug. Vater Graeme Durham, genannt Grazz, packt auf einem Londoner Parkplatz die Instrumente seiner drei Kinder in den Kofferraum eines Vans. Dazu gehören diverse Gitarren – alte akustische halb-akustische und elektrische –, dazu ein Banjo, eine Ukulele, eine Posaune, mindestens eine Mundharmonika, Glockenspiele und ein Drumset. Dann muss noch der Kontrabass seiner Frau Ingrid Weiss verstaut werden. Und wie passt seine Gitarre da noch rein? Die drei Jungstars stehen derweil herum, singen ein bisschen und rauchen. Packt mal mit an, ruft Graeme und sie kommen rüber. Endlich geht es los auf die Autobahn Richtung Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. So ähnlich könnte es gewesen sein.
Jetzt kommen die drei samt Eltern in der ausverkauften Berliner Columbiahalle auf die Bühne und prosten dem Publikum mit Sektgläsern zu: „We love you Berlin, you are awesome!“ Kitty – im 70er Jahre Catsuit – hängt sich eine alte Gretsch-Gitarre um und los geht es mit „Bitchin’ In The Kitchen“, einem Song vom neuen Album. Lewis sitzt am Schlagzeug, Daisy – auch sie im silbernen Ganzkörperanzug – haut in die Tasten ihres E-Pianos und singt. Doch schon für das nächste Lied wird reihum gewechselt, Daisy setzt sich an die Drums, Lewis schnallt sich eine Bluesgitarre um und Kitty singt und spielt Mundharmonika. So geht das das ganze Konzert über.

Begleitet werden sie von einem Streichquartett, das viel Swing in den Retro-Rock’n’Roll bringt. Und nicht zu vergessen, von ihren Eltern: Vater Grazz sitzt auf einem Kinderstuhl, mal mit der Rhythmusgitarre, mal am Xylophon, Mrs. Weiss bearbeitet den Kontrabass lässig aus der Hüfte heraus. Die Fünf sind eine gut geölte Maschine. Sie spielen fast nur Songs vom neuen Album, was nicht allen gefällt. Ein Mann mit viel Pomade im Haar fragt nach jedem Song seine Rockabilly-Freundin, wann denn jetzt mal alte Sachen gespielt würden. Und nach dem Konzert vor der Halle brummeln einige, es sei halt nicht mehr so wie früher. Dass man das über eine Band in ihren Zwanzigern sagt, die seit Teenagertagen bekannt sind, ist schon seltsam. Man könnte den Grummlern entgegenhalten, dass alle ihre Fähigkeiten an den Instrumenten verbessert haben. Die Geschwister lassen in ihren Songs immer wieder Raum zum Improvisieren. Auch sind die Stimmen der Schwestern nun voller und kräftiger. Nach der zweiten Zugabe und einem krachenden Mundharmonikasolo ist dann Schluss. Am liebsten würde man mit den dreien jetzt noch einen Whiskey trinken gehen.

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