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Kultur: Klangmassen

Schulhoffs Klavierkonzert mit Michael Rische und der StaatskapelleVON ALBRECHT DÜMLINGMit George Grosz fing alles an.Er führte Erwin Schulhoff in Berlin nicht nur in den Dadaismus ein, sondern auch in den amerikanischen Jazz.

Schulhoffs Klavierkonzert mit Michael Rische und der StaatskapelleVON ALBRECHT DÜMLINGMit George Grosz fing alles an.Er führte Erwin Schulhoff in Berlin nicht nur in den Dadaismus ein, sondern auch in den amerikanischen Jazz.Maler und Komponist verstanden beides als Formen des antibürgerlichen Protests.In diesem Sinne schuf Schulhoff im Sommer 1923 sein Konzert für Klavier und kleines Orchester op.43, mit dem er die Serie seiner Dada-Jazz-Werke abschloß.Schulhoffs originelles und reizvolles Werk vereinigt in sich neben Elementen aus Dadaismus und Jazz auch Klangmysterien à la Debussy und Skrjabin.Mit seinem statischen, ganz auf Klangflächen beruhenden Beginn hebt der Kopfsatz die Gesetze der Gattung aus den Angeln.Auch die nachfolgende Steigerungspartie bringt keine eigentliche Entwicklung.Ruhe und Bewegung stehen einander wie Pole gegenüber.Trotz lobender Kritiken bei der Prager Uraufführung sollte es 75 Jahre dauern, bis diese Komposition endlich am Ort ihrer Entstehung aufgeführt wurde.Michael Rische, dem sich schon die deutsche Erstaufführung von 1993 verdankt, war auch im Schauspielhaus ihr kompetenter Anwalt.Seine pianistischen Fähigkeiten kamen in der Einleitung und dem kammermusikalischen Sostenuto-Mittelteil zur Geltung.Allzu oft aber erstickten die Klangmassen der Staatskapelle den Solopart.Entsprach schon die große Streicherbesetzung kaum einem "kleinen Orchester", so schien Sylvain Cambreling dieses Mißverhältnis von Solo und Tutti noch zu fördern.Michael Rische tat gut daran, mit einer virtuosen Jazz-Etüde seine solistischen Fähigkeiten und die Jazz-Nähe des Komponisten ins rechte Licht zu rücken.Auch im übrigen Teil des Programms gelang dem vielgerühmten Dirigenten die Klangbalance nur selten.Neben der heiklen Schauspielhaus-Akustik war ihm möglicherweise auch die Staatskapelle noch nicht genügend vertraut.Der Wiedergabe von Janaceks Sinfonietta, die formal ähnlich originell ist wie das Schulhoff-Konzert, fehlte so die prägnante Frische.Bei Schumanns 4.Symphonie kam der Kontrast der Hauptthemen in holzschnittartiger Grobheit daher.Erst im Finale ergänzten Abstufungen und Schattierungen die leidenschaftliche Bewegung.

ALBRECHT DÜMLING

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