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Kultur: Klangtheater

Berliner Philharmoniker spielen Peter Eötvös

Auftraggeber aus fünf Ländern haben sich zusammengetan, um einem neuen Musikstück den Weg zu ebnen: Zeitalter der Koproduktionen nicht nur im inszenatorischen Bereich. An der Spitze stehen hier die Berliner Philharmoniker mit der Uraufführung in der Philharmonie, es folgen Zürich, Toronto, Bergen, und der Weltkreis schließt sich in Seoul.

Peter Eötvös hat das Werk geschrieben, der ungarische Komponist und Dirigent, der – in beiden Fächern heimisch – als ein Poet des Neuen agiert. Die Komposition heißt „Cello Concerto Grosso“ für Violoncello und Orchester und leistet sich drei Sätze „ohne Satzbezeichnung“. So wird unterstrichen, dass die Cellisten des Orchesters als Concertino mit einem Solocellisten für Überraschungen offen sind. Eötvös ist ein Wanderer über „Brücken aus Träumen“, und überall ist Erinnern und (Klang-)Theater dabei. In dem Cellokonzert wird das Konzertieren, ob dialogisch oder aufgebrochen, als Hauptthema behandelt, mit Spielmomenten bis zu Knall und Echo, Gestik der Musik vor allem, die zum Szenischen drängt. Oder auch unvermittelt zusammenklingt wie im Stimmzimmer. Die Philharmoniker sind mit Respekt und Einsatz bei der Sache, nicht zuletzt, weil Eötvös sich für das Solocello seinen Landsmann Miklós Perényi mitgebracht hat. Das ist ein Musiker, der noch bei Mainardi und Casals gelernt hat: ein weiser Virtuose (noch einmal am heutigen Samstag, 20 Uhr).

Geht Eötvös in seinem „Cello Concerto Grosso“ auf Vorklassik, transsylvanische Kultur und ihre Tänze zurück, so Igor Strawinsky auf russische Volksmärchen: Seine „Vier russischen Bauernlieder“ werden von den Damen des Slowakischen Philharmonischen Chors so anmutig und perfekt vorgetragen, dass sie selbst die vier mitwirkenden Hornisten der Philharmoniker begeistern. Das klingt wie ein sublimierter Mädchengesang auf Feld und Wiese. Den Rahmen bildet passend Mussorgsky mit der „Johannisnacht auf dem Kahlen Berge“, temperamentvoll dirigiert, und zwei großen Szenen des Titelhelden aus „Boris Godunow“. Ferruccio Furlanetto reflektiert mit differenzierendem Basskolorit Krönung und Tod des Zaren, der ohne Segen herrscht, als ein Schicksal zwischen Macht und Angst. Sybill Mahlke

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