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Kultur: Klarheit und Eleganz

Trauer um Ulrich Mühe: Künstler, Politiker und Weggefährten über den großen Schauspieler

Auf den Tod des 54-jährigen Schauspielers Ulrich Mühe haben Politiker und Künstler mit großer Bestürzung reagiert. Bundespräsident Horst Köhler und Kanzlerin Angela Merkel würdigten die Verdienste des Schauspielers. „Deutschland trauert um einen herausragenden Künstler und eine große Persönlichkeit“, schrieb Merkel an Mühes Ehefrau Susanne Lothar. Stets habe er Publikum und Kritik mit seinem unangestrengten Spiel fasziniert. Köhler hob in seinem Kondolenzschreiben die „darstellerische Vielseitigkeit und die enorme Authentizität“ hervor, mit der Mühe seine Rollen verkörpert habe. Sein Werk sei ein Spiegelbild der deutschen Geschichte – „auch in ihrer Zerrissenheit. ,Das Leben der Anderen’ war auch sein Leben. Nun ist es allzu früh zu Ende gegangen“.

„Ich habe wahnsinnig gern mit ihm gespielt“, sagte die Schauspielerin Martina Gedeck, die in Florian Henckel von Donnersmarcks Oscar-prämiertem StasiDrama „Das Leben der Anderen“ neben Mühe in einer der Hauptrollen zu sehen ist. „Sein Spiel war von ungeheurer Klarheit und Eleganz, es war einzigartig. Und er war ein wunderbarer Partner. Ich vermisse ihn sehr.“ Auch Charly Hübner tritt als Stasi-Oberfeldwebel neben Mühe in „Das Leben der Anderen“ auf: „Er war einer der größten deutschen Schauspieler der Nachkriegs- und Nachwendezeit, der für meine Begriffe viele Impulse für die deutsche Schauspielkunst gesetzt hat“, sagte er. Er habe ihn als „heiteren, gelassenen Menschen und als Spaßvogel erlebt“. Ebenso würdigte Kollege Herbert Knaup Ulrich Mühe als „großartigen Mann“, den er geliebt und verehrt habe.

„Dass er sein ganzes Leben in die Rolle reingelegt hat, ist ungewöhnlich und war auch besonders anstrengend für ihn“, sagte Bettina Reitz, die den Programmbereich Spiel-Film-Serie beim Bayerischen Rundfunk leitet und auch „Das Leben der Anderen“ betreute. BR-Fernsehdirektor Gerhard Fuchs glaubt, dass die Art, wie Mühe seine persönliche Lebenserfahrung in seinen Rollen durchscheinen ließ, Donnersmarcks Film wesentlich zur Oscar-Prämierung verholfen habe.

„Die Geschichte war zwar eine Fiktion, die in der Realität so nie hat stattfinden können“, sagte ein Sprecher der Birthler-Behörde zur Bedeutung von Mühes Auftritt in „Das Leben der Anderen“. Wichtig sei aber, „dass unzählige Menschen durch den Film und seine überzeugenden Darsteller verstanden haben, welche katastrophalen Auswirkungen die SED-Diktatur auf das Leben in der DDR gehabt hat“. Während Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Vielseitigkeit des Schauspielers betonte, mit der er „immer wieder überraschte“, würdigte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit neben Mühes „überaus eindringlichem Auftritt“ in „Das Leben der Anderen“ die Verdienste Mühes als Mit-Initiator der Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz vom 4. November 1989. Die Kulturstadt Berlin trauere um einen großen Künstler.

Auch Klaus Staeck, Präsident der Berliner Akademie der Künste, erinnerte an Ulrich Mühe als „politisch engagierten Künstler“. In seiner Alexanderplatz-Rede habe er „einer halben Million Demonstranten seine Absage an den Führungsanspruch der SED“ erklärt. „Für die einen war er ein Star“, so Staeck, „uns bleibt er als Künstlerkollege und engagiertes Akademiemitglied in Erinnerung.“ Tsp/dpa

Filme mit Ulrich Mühe, aktuell im TV: Heute „Tatort“-Krimi „Traumhaus“ (23 Uhr, NDR), anschließend der Spielfilm „Einfach raus“ (0.25 Uhr). „Funny Games“ (Regie: Michael Haneke) um 0.30 Uhr auf Tele 5. Morgen zeigt das ZDF zwei Folgen von „Der letzte Zeuge“, ab 20.15 Uhr.

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