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Kultur: Klasse, die Welt ist schlecht!

Das Verbrechen verliert seine Aura: der Gangsterfilm „The Italian Job“

Das Beste, was man über „The Italian Job“ sagen kann, ist, dass man in diesem Film etwas über das libidinöse Verhältnis erfährt, das Highclass-Einbrecher mit ihrer Arbeit verbindet. Den Tresor, den sie ausräumen, nennen sie zärtlich „Baby“, sie tätscheln ihn wie eine Geliebte, bevor sie ihn aufschweißen. Das Zweitbeste an „The Italian Job“ ist, dass Donald Sutherland mitspielt. Leider verlässt er den Film schon nach zehn Minuten als Leiche, mit ihm verliert dieses Remake die letzten Spurenelemente jenes Understatements, das an das britische Original aus dem Jahr 1969 erinnerte. Mit einem fiesen Blecken seiner Zähne kann Sutherland größere Erschütterungen auslösen als die pyrotechnischen Verpuffungen, auf die der Film anschließend immer mehr setzt.

Sutherland, inzwischen 68 Jahre alt, wirkt mit seinem weißen Vollbart wie ein Philosoph. Bevor er stirbt, gibt er mit Grabesstimme gusseiserne Weisheiten von sich: „Es gibt zwei Arten von Dieben: diejenigen, die sich bereichern, und die, die ihr Leben bereichern wollen“. Die erste Kategorie wird von Edward Norton verkörpert, der seinen Ersatzvater Sutherland erschießt, um mit den Goldbarren im Wert von 35 Millionen Dollar zu verschwinden, die sie bei einem spektakulären Coup in einem venezianischen Palazzo erbeutet hatten. Der Rest der Bande, angeführt von dem hölzern agierenden Mark Wahlberg, schwört Rache.

Im Original, das in Deutschland unter dem treffenden Titel „Charlie staubt Millionen ab“ lief, spielte Michael Caine die Hauptrolle. Damals wurden Hochleistungskriminelle noch als „Gentleman-Verbrecher“ bewundert. Mittlerweilen hat Hightech Einzug in die Branche gehalten, das nimmt dem Verbrechen seine Aura. Wahlberg und seine Kompagnons stöbern Norton in Los Angeles auf, wo er sich in einer Villa verschanzt hat. Um ihm die Beute abzujagen, operieren sie mit Miniaturkameras und hacken sich in das städtische Verkehrsleitsystem. Der Showdown findet in der U-Bahn statt, den Weg dahin walzt Regisseur F. Gary Gray unnötig aus. Wer sich einen spannenden Abend machen möchte, holt sich lieber „Charlie staubt Millionen ab“ aus der Videothek.

In 17 Berliner Kinozentren, OV im Cinemaxx Potsdamer Platz und CineStar Sony Center

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