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Iwan Müller - Concertos for clarinet and orchestra

© Friederike Roth: Iwan Müller

Klassik-CD der Woche: Friederike Roth: Rohrblatt mit Schraube

Friederike Roth und das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus spielen Werke des Tüftlers und Klarinettisten Iwan Müller.

Eine geniale Erfindung zu machen, ist das eine. Sein Wunderwerk dann auch unters Volk zu bringen, eine andere. Dem 1786 in Tallinn geborenen Iwan Müller war es 1808 gelungen, die erste Klarinette herzustellen, die sich über den vollen Umfang von viereinhalb Oktaven mühelos chromatisch spielen ließ. Er verbesserte die Klappen, erweiterte ihre Zahl auf 13 und befestigte das zur Tonerzeugung notwendige Rohrblatt mit einer Schraube sicher am Mundstück.

Mit dieser clarinette omnitonique brach Müller von St. Petersburg, wo er Mitglied der Hofkapelle war, nach Paris auf, in die damalige Welthauptstadt der Musik. Er gründete eine Holzbläserfabrik – und ging bald pleite, weil das Pariser Konservatorium sich gegen die Einführung seines neuartigen Instruments aussprach. Notgedrungen wurde Müller zum reisenden Virtuosen in eigener Sache, warb auf Konzerten in ganz Europa für seine Erfindung, die sich allmählich durchsetzte. 1825 fand er eine Anstellung beim Fürsten von Schaumburg-Lippe in Bückeburg, wo er bis zu seinem Tod 1854 wirkte.

Angenehme, melodieselige Musik hat Iwan Müller für seine clarinette omnitonique komponiert, angesiedelt zwischen italienischem Belcanto und der deutschen Romantik à la Carl Maria von Weber. In den vier Konzerten, die die junge Klarinettistin Friederike Roth jetzt mit dem Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus unter Leitung von Evan Christ eingespielt hat, trifft man auf alles, was damals musikalisch Mode war: opernhafte Szenen, die Beschwörung ländlicher Idylle, tremolierende „Freischütz“-Düsternis, ja sogar einen „Bolero alla polacca“.

Im Kern geht es natürlich immer darum, die optimierten spieltechnischen Möglichkeiten vorzuführen. Da flitzt und springt die Solistin durch die Oktaven, anmutig und fingerfertig, präsentiert die Musik so charmant, als wäre es ein Kinderspiel. Aber sie kann auch betörend singen auf ihrem Instrument, weite Bögen spannen, Momente zarter Innigkeit schaffen.

Zu Müllers größtem Hit wurde ein Duo concertante, das nach dem Modell der Opera-buffa-Duette aufgebaut ist. Friederike Roth und Johannes Gmeinder machen ein klingendes Kabinettstückchen daraus, voller Virtuosenvitalität und Terzenseligkeit.

Die CD ist erschienen beim Label Darbringhaus und Grimm.

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