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Rene Kollo

© promo

Klassik-CD der Woche: Hörn’ Se, dit is Berlin

René Kollo wurde als Wagner-Interpret weltweit gefeiert. Doch er sein Herz schlug immer auch für die Operette - besonders für die Werke seines Vaters und seines Großvaters, Willi und Walter Kollo.

Zille sein Miljöh, das war auch ihres. Walter Kollo und Sohn Willi haben vor 1950 am Soundtrack der Boommetropole Berlin mitkomponiert – und so manches ihrer Lieder schaffte es ins ewige Repertoire der Leierkastenmänner: „Unter’n Linden, unter’n Linden“, „Es war in Schöneberg“. René, der dritte Star der Dynastie, schlug einen anderen Weg ein, wurde zum weltweit gefeierten Opernsänger.

Und doch bewahrte er sich ein Herzenseckchen für die leichte Muse, wie Aufnahmen aus den frühen 90er Jahren zeigen, die jetzt wiederveröffentlicht wurden, gewissermaßen als Abschiedsgruß der Plattenfirma an den Tenor, der Ende 2013 seinen Rückzug von der Bühne bekannt gegeben hat. Perfekt trifft der Enkel den fidelen Tonfall der Icke-Operetten, mimt den Charmeur mit Mutterwitz, fügt sich in der Gesamtaufnahme von Großvaters größtem Hit „Wie einst im Mai“ nahtlos ein ins Spezialistenensemble. Eine echte Referenzaufnahme der von Willi Kollo ganz auf Revue gebürsteten Bearbeitung von 1943 ist da zu hören. Schmissig dirigiert Peter Falk die Zeitgeistkomödie um die verbotene Liebe der adligen Ottilie zum Schlossergesellen Fritz, bei der effektsicher sentimentale Melodien zwischen Märsche, Polkas und Walzer gestreut sind. Donnerwetter, tadellos!

Auf der zweiten CD darf sich der Tenor als Solist und Gassenhauer-Crooner profilieren. Unter dem Titel „Auf den Spuren meiner Väter“ versammelt sie wüste Big-Band-Arrangements der Kollo-Evergreens. Horst Jankowski serviert die angejazzten Nummern mit dem RIAS-Tanzorchester, die Streichergruppe Hans Georg Arlt liefert superflauschige Kantilenen, dazu flötet ein Chor Schubdubidu. Nur etwas für ganz starke Nerven – mag sich René Kollo hier auch stimmlich in schönstem spätherbstlichen Glanz zeigen.

Am besten waren Kollos nun mal, wo sie mit kessen Texten und Chuzpe das Leben der kleinen Leute in der Großstadt feiern: „Kurz vor der U-Bahn/bot ich ihr das Du an/Und auf dem Oberdeck/vom Omnibus/da hat sie ihn dann weg/den ersten Kuss.“
Doppel-CD, erschienen bei Warner

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