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Klassik-Holding: Akkordarbeit

Zum Mauerjubiläum am 9. November spielen die vier Ensembles der Rundfunkorchester und -chöre GmbH zusammen im Berliner Dom.

Das Potenzial ist enorm: Zwei Chöre der absoluten Weltspitze, dazu zwei Top-Orchester, insgesamt über 300 Musiker unter dem Dach einer Klassik-Holding, finanziert von Bund, Deutschland-Radio sowie Berlin und dem RBB, die in der vergangenen Saison bei 250 Konzerten in der Hauptstadt und aller Welt 320 000 Zuschauer erreicht haben. Und doch sind alle unglücklich mit der Konstruktion der Rundfunkorchester und -chöre GmbH (ROC), die 1995 geschaffen wurde, um die heimatlos gewordenen Ensembles des Rias sowie des Rundfunks der DDR aufzufangen.

Alle Mitglieder des Zweckverbundes, der Rundfunkchor Berlin, das Deutsche Symphonie-Orchester, das Rundfunk- Sinfonieorchester sowie der Rias Kammerchor, haben sich in den zurückliegenden anderthalb Dekaden glänzend entwickelt und fühlen sich weiterhin als autonome Institutionen – doch an der Spitze der ROC träumt man immer noch davon, dass aus dem Ganzen mal mehr werden könnte als die Summe seiner Teile. Da kam dem ROC-Intendanten Gernot Rehrl das Jubiläum der friedlichen deutschen Revolution gerade recht: Mit sanftem Druck und diplomatischem Fingerspitzengefühl hat er seine Ensembles zu einem gemeinsamen Konzert am 9. November im Berliner Dom überredet: Die vier Chefdirigenten werden alle bei „20 Jahre Mauerfall – 15 Jahre ROC“ dirigieren, also Simon Halsey, Ingo Metzmacher, Marek Janowski und Christoph Rademann, Deutschlandfunk überträgt live, der Erlös kommt der neu gegründeten Dom-Stiftung zugute.

„Vierklang“ heißt das Zauberwort, mit dem Gernot Rehrl die Marke „ROC“ zu umschreiben pflegt. Aber aus vier Tönen lässt sich eben nicht nur ein hübscher Subdominantquartsextakkord bilden, sondern auch so manche dissonante Tonballung. So führte zuletzt eine geplante Erhöhung des Etats zu wüsten Verteilungskämpfen hinter den Kulissen, die mit der Ankündigung des DSO-Chefs Metzmacher endeten, er werde seinen Vertrag nicht verlängern.

Immerhin konnte Rehrl nun die Fortsetzung mehrerer Konzertreihen verkünden, in denen die Ensembles zumindest nebeneinander musizieren: Da sind die Klangbilder in der Gemäldegalerie, die Kunstbetrachtung und Musikkontemplation zusammenführen, da sind die „Klangkulturen“, die in dieser Saison erstmals neben deutschen und türkischen auch koreanische und jiddische Traditionen beleuchten, da sind schließlich die vielen Aktivitäten auf dem Gebiet der Musikvermittlung vom Schulworkshop bis zum Mitsingkonzert. Frederik Hanssen

Weitere Infos unter: www.roc-berlin.de

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