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Kultur: Kleine Kinos

freut sich über mehr Komfort in der Videokunst Angeblich sind es 180 Stunden, die ein Besucher gebraucht hätte, um alle Filme auf der letzten Documenta zu sehen. Doch obwohl das bewegte Bild aus der zeitgenössischen Kunst nicht mehr weg zu denken ist, fehlen in vielen Ausstellungen immer noch die adäquaten Bedingungen zum Filmegucken.

freut sich über mehr Komfort in der Videokunst Angeblich sind es 180 Stunden, die ein Besucher gebraucht hätte, um alle Filme auf der letzten Documenta zu sehen. Doch obwohl das bewegte Bild aus der zeitgenössischen Kunst nicht mehr weg zu denken ist, fehlen in vielen Ausstellungen immer noch die adäquaten Bedingungen zum Filmegucken. Nun erwartet man keine Popcornmaschinen, aber Sitzplätze und Angaben über die Filmdauer. Diese Mängel, sowie die epische Länge mancher Künstlerfilme, haben dazu geführt, dass der meistbenutzte Satz der Kunstwelt ein Versprechen beinhaltet: „Das gucke ich mir später noch einmal an.“ Und die Liste der Orte, an die man zurückkehren möchte, wächst proportional zu den Artikeln, die man archiviert, um sie noch einmal zu lesen. Inzwischen reagieren Institutionen auf das Phänomen des wegzappenden Besuchers. Die Frankfurter Schirn hat etwa für eine aktuelle Ausstellung Künstler beauftragt, dreiminütige Filme zu produzieren.

Auch die Künstler in Berliner Galerien denken um: So ließ Christian Jankowski für die Präsentation seiner beiden neuen Filme in der Galerie Klosterfelde (Zimmerstraße 90/91, bis 6. November) kleine Kinosäle einrichten. Die Zeiten wackeliger Handkameras liegen hinter dem Rollenspieler unter den Gegenwartskünstlern, der einmal den ehemaligen Leiter des Hamburger Kunstvereins in einen Pudel verzauberte. Mit höchstem technischen Aufwand und Profis für die special effects entstand der nur wenige Minuten kurze Katastrophenfilm „16 mm Mystery“ (30000 Euro): Der Künstler betritt eine Dachterrasse in L.A., baut eine umgedrehte Leinwand auf und schaltet den Projektor an. Daraufhin stürzt hinter ihm ein Wolkenkratzer zusammen. Abspann.

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Einen bequemen Überblick von Werken junger Künstlerinnen, die an der Schnittstelle zur Dokumentation arbeiten, ermöglicht „Das zweite Bild“ . Das exzellent kuratierte Videoprogramm zeigt die Galerie Olaf Stüber an diesem Wochenende (Max-Beer-Straße 25, Samstag und Sonntag 20 bis 21. 30 Uhr). Den Auftakt der von Melanie Ohnemus zusammengestellten Filme machten bereits gestern Beiträge von Yael Bartana und Jeanne Faust, heute folgen Filme von Nina Könnemann und Gitte Villesen, morgen von Corinna Schnitt und Julika Rudelius.

Katrin Wittneven

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