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Kultur: Klopf auf Holz

Das Intonations-Festival im Jüdischen Museum.

Allein dafür gebührt Elena Bashkirova schon größter Dank: Karl-Heinz Steffens mal wieder zum Kammermusikmachen in der Hauptstadt verleitet zu haben. 2007 hatte sich der Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker für eine Zweitkarriere als Dirigent entschieden, mittlerweile ist er gleich zweifacher Orchesterchef in Halle und Ludwigshafen. Zum Auftakt des „Intonations“-Festivals im Glashof des Jüdischen Museums aber lässt er in Mozarts Klarinettenquintett sein Instrument nun erneut berückend schön singen.

Als Holzbläser kommt er auch gut mit der Akustik der Halle zurecht. Die Streicher dagegen klingen hier recht matt, wie gedämpft. Der Laune des Publikums tut das keinen Abbruch. Die Begeisterung überwiegt – über den neuen Konzertort wie auch über Elena Bashkirovas Idee, einen Ableger ihres „Jerusalem Chamber Music Festival“ in Berlin zu etablieren. Wobei der Name leicht irreführend ist: Seit 1998 reist die Pianistin im Herbst mit europäischen Künstlerfreunden nach Israel, um dort mit lokalen Talenten zu musizieren. Was wiederum so manchen jungen Israeli inspiriert, nach Deutschland zu ziehen. Die Reisekosten für den ersten Abend des bis Sonntag dauernden Festivals jedenfalls hielten sich in Grenzen: Von den 14 Mitwirkenden leben elf in Berlin, zumeist als Mitglieder der Staatskapelle und der Philharmoniker.

Die Stücke des Eröffnungsabends spiegeln die Architektur des Ortes wider. Schönbergs „Ode an Napoleon“ gleicht Daniel Libeskinds Säulenbäumen: wild gezackt, metallisch kühl und doch tragfähig. Mozart dagegen repräsentiert die klassizistische Fassade des Altbaus, die Wohltat des Vertrauten. Edel und gediegen gehen das Flötenquartett und das Quintett KV 452 vorüber. Interpretationen, die den Zuhörer nicht gerade anspringen. Und darum auf die Dauer leicht ermüden, so wie der Blick auf die stuckverzierte Mauer hinter den Musikern. Unerklärlich, warum das Podium nicht vor der Fensterfront steht, mit Blick auf blühende Bäume im Park, wo sich dem Auge an sonnigen Abenden ein herrliches Farbspiel bieten würde.

Verstörend das „Requiem“ ohne religiöse Bezüge, das Matan Porat im Auftrag des Festivals komponiert hat: Fünf Spieler bearbeiten einen Flügel, klopfen auf Holz, schlagen Töne an, zupfen, reiben an den Saiten – und umkreisen den sargschwarzen Kasten immer wieder murmelnd. Als „polykulturell“ empfindet Porat sein Werk. Andere würden wohl sagen: beliebig. Frederik Hanssen

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