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Kultur: Kluge Jenny, gutes Kind

Als Kameramann gehörte er zu den unterschätzten Virtuosen des Neuen Deutschen Films.Allein der Gebrauch der Steadycam in Niklaus Schillings "Willi Busch Report" (1979) sicherte ihm größere Aufmerksamkeit.

Als Kameramann gehörte er zu den unterschätzten Virtuosen des Neuen Deutschen Films.Allein der Gebrauch der Steadycam in Niklaus Schillings "Willi Busch Report" (1979) sicherte ihm größere Aufmerksamkeit.Wolfgang Dickmann stellte sein Können immer in den Dienst einer Geschichte, und in der Hinsicht ist er sich als Regisseur treu geblieben.Sein Kinodebüt "Jimmy the Kid" beeindruckt durch eine schnörkellose, unangestrengte Inszenierung.

Das war in diesem Fall nicht unbedingt der richtige Ansatz.Denn die Geschichte des Films ist an den Haaren herbeigezogen."Jimmy the Kid" heißt der amerikanische Kriminalroman, nach dem eine fünfköpfige Ganovenbande die Entführung der Millionärstochter Jenny plant.Der Roman spielt in New York, die Aktion läuft in Dortmund - kaum übertragbare Verhältnisse.Nur die allerletzten Dummköpfe lassen sich auf so etwas ein, und um als Dummköpfe zu überzeugen, wirken die Bandenoberhäupter Christiane Hörbiger und Herbert Knaup einfach zu intelligent.Dickmann achtet auf Zwischentöne, wo Klamauk angesagt sein müßte.Das entführte Mädchen könnte ein Satansbraten sein, an dem die Entführer verzweifeln, doch die 14jährige Sophie Moser tritt zwar etwas altklug auf, ist aber kein Monster.Jenny fühlt sich von ihrem Vater vernachlässigt und findet in den Entführern eine neue Familie.

Am besten ist der Film immer dann, wenn er nicht lustig sein will.Als Jennys Vater (Jophi Ries) die Erlaubnis erhält, mit dem Mädchen zu sprechen, hat er nichts zu sagen.Und Jenny fragt ihn: "Wenn ich frei bin, soll ich dann erstmal zu dir?" Das ist anrührend, ohne in Sentimentalität abzugleiten.Und sobald sich der aalglatte, skrupellose SEK-Beamte Wesselhoff (Wilfried Hochholdinger) eingeschaltet hat, liefert Dickmann einen erstklassigen Politthriller.Jenny und das Publikum möchten, daß die Entführer ihre fünf Millionen bekommen.Das SEK dagegen ist bereit, mit äußerster Brutalität gegen die Kindesentführer vorzugehen.Wesselhoff ist eine starke Nebenfigur, ebenso wie die Kinderpsychologin Dr.Scheuven, die sich an der Suche nach Jenny beteiligt, und mit der sich Leslie Malton als deutsche Sigourney Weaver empfiehlt.

Astor, Cinemaxx Potsdamer Platz und Hohenschönhausen, Cinestar Hellersdorf, Kosmos, Marmorhaus, Zoopalast

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